Persönlich Pawel Machcewicz . . . hat Ärger mit Polens Regierung

Über 3000 Exponate auf 5000 Quadratmetern Ausstellungsfläche, darunter viele Erinnerungsstücke von Zeitzeugen: Das ist das neue Museum des Zweiten Weltkriegs in Danzig, wie es Direktor Pawel Machcewicz in den vergangenen acht Jahren konzipiert und aufgebaut hat. Eigentlich sollte es in wenigen Tagen eröffnet werden. Jetzt steht stattdessen Machcewicz' Entlassung an und voraussichtlich ein völlig neues Museumskonzept - aus geschichtspolitischen Gründen.

Für die nationalkonservative Regierungs Polens sind die Ausstellung und ihr Kurator Machcewicz, 1966 in Warschau geboren, zu wenig national ausgerichtet. 2008 hatte der renommierte Historiker den Auftrag für das kulturpolitische Prestigeprojekt vom damaligen Ministerpräsidenten Donald Tusk bekommen. Über 100 Millionen Euro flossen seither in der Projekt. Offiziell aus Kostengründen soll das Museum nun mit der noch im Aufbau befindlichen Gedenkstätte Westerplatte zusammengelegt werden - damit ist der Weg für Polens Kultusministerium frei, die Museumsleitung umzustrukturieren. Zwar liegt der Fall momentan noch vor Gericht, Machcewicz wird aber vorläufig zum 1. Februar entlassen. Und sein Museum bleibt geschlossen.

Künftig soll der opferreiche Widerstand im Mittelpunkt des Museums stehen, Antisemitismus und Kollaboration der Polen sollen hingegen ausgeblendet werden. Mit genau solchen Themen, etwa dem Massaker in Jedwabne im Juli 1941, bei dem 1600 Juden von polnischen Dorfbewohnern getötet wurden, hat sich Machcewicz in seiner Forschung immer wieder auseinandergesetzt. 1993 wurde er in Warschau promoviert, gab anschließend eine polnische Geschichtszeitschrift heraus und arbeitete als Büroleiter im Warschauer "Institut für die Nationale Erinnerung". Immerhin konnte er seine Ausstellung am Wochenende knapp 2000 geladenen Gästen zeigen. Sie könnten die einzigen Besucher bleiben.

Marlen Keß

(RP)
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