Peking Peking eröffnet in Tibet die "Himmelsbahn"

Peking · Chinesische Medien und Tourismusverbände rühmen sie bereits als "Himmelsbahn", die höchstgelegene Eisenbahn-Strecke der Welt. Bau und Erprobung der 253 Kilometer langen Lhasa-Shigatse-Trasse, die über 13 Stationen auf 3600 bis 4000 Meter Höhe von der tibetischen Hauptstadt zur zweitgrößten im Westen gelegene Stadt Shigatse führt, sind nun abgeschlossen. Das meldete der Staatsrundfunk. Nach 14 Testfahrten werde die Strecke im August für den Fracht- und Personenverkehr freigegeben. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 120 Kilometern pro Stunde benötigt der Zug künftig keine drei Fahrstunden von Lhasas Potalla-Palast, dem früheren Sitz des im Exil lebenden Dalai Lama, nach Shigatse, dem Sitz des unter Pekings Fuchtel stehenden Panchen Lama, des zweithöchsten religiösen Führers Tibets.

Doch das ist erst der Anfang. Die derzeit in Lhasa endende Bahn soll in großem Stil erweitert werden - so sieht es der aktuelle Fünf-Jahres-Plan vor. Die Bahn werde mit 33 Stationen durch großteils unerschlossene Bergbaugebiete fahren, deren Mineralien ohne sie nicht transportierbar wären. Peking will Lhasa und Shigatse zu Eisenbahnknotenpunkten machen, mit Verbindungen bis nach Indien, Nepal, Bhutan oder Sikkim.

Doch die Pläne rufen Indiens Regierung auf den Plan. Neu-Delhi erhebt Ansprüche auf ein 125 000 Quadratkilometer großes Berggebiet. 1962 kam es um die Grenzregionen zum Kurzkrieg mit China. Der Gebietsstreit gilt bis heute als ungelöst.

Dass China in der Region mit dem Eisenbahnausbau Fakten schafft, ist nicht nur dem geopolitischem Kalkül, dem Abbau von Bodenschätzen und der Ankurbelung des Tourismus geschuldet. Vielmehr steckt dahinter die Absicht, den Lebenstandard der Tibeter anzuheben - und so möglichen Aufständen vorzubeugen. Kritik kommt inzwischen aber auch von Ökologen. Sie fürchten um eines der letzten noch weithin unberührten, zugleich aber höchst zerbrechlichen Ökosysteme der Welt.

(RP)
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