Peking Peking schickt Soldaten an afrikanische Ebola-Front

Peking · Die chinesische Regierung lässt ein Großkrankenhaus gegen die Seuche in Liberia bauen und entsendet 480 Mediziner.

Die chinesische Regierung weitet ihre Hilfsmaßnahmen für das von der Ebola-Seuche heimgesuchte Afrika erheblich aus. Sie mobilisiert dazu auch ihre Volksbefreiungsarmee (VBA), um "aktiv den Kampf der Länder Westafrikas gegen Ebola zu unterstützen" und die Infektionsherde vor Ort zu bekämpfen.

Für die Armee ist es die erste selbstorganisierte humanitäre und medizinische Hilfsaktion, zu der sie ins Ausland geschickt wird. Bisherige Auslandseinsätze fanden als weltweite Blauhelmmissionen der Vereinten Nationen immer unter UN-Mandat statt. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Yang Yujun, sagte, dass medizinische Experten der VBA "bereits an vorderster Front der Seuchenbekämpfung stehen". Er nannte als Beispiele ein 30-köpfiges Team von Medizinern aus dem Pekinger Militärkrankenhaus Nummer 302. Seit Mitte September arbeiten sie als Ärzte in Sierra Leone.

Seit wenigen Tagen seien Bautrupps der VBA in Liberia und bauten dort das erste große Spezial-Behandlungszentrum gegen Ebola mit 100 Patientenbetten auf. Die VBA übernehme auch die Logistik und alle Transporte. Yang sagte, die Armee handele unter "einheitlicher Planung des Staates". Der Afrika-Direktor im chinesischen Außenministerium, Lin Songtian, der einst selbst Botschafter in Liberia war, warnte davor, das Ausmaß der Massenseuche zu unterschätzen. Sie habe sich für die gesamte internationale Gemeinschaft zur "schlimmsten öffentlichen Gesundheitskrise in der modernen Geschichte" entwickelt.

Die Pekinger Regierung hat aber auch aus Gründen ihrer historischen Bündnisse und politisch motivierter Freundschaften mit afrikanischen Ländern sowie als größter Wirtschafts- und Handelspartner Afrikas besondere Verpflichtungen: 2500 Unternehmen aus China haben sich in Afrika angesiedelt und Milliarden in die Förderung von dessen Ressourcen in Öl und Bergbau investiert. Lin sagte, dass derzeit Tausende seiner Landsleute in den drei am schlimmsten von Ebola heimgesuchten Ländern Guinea, Sierra Leone und Liberia arbeiteten und lebten. Keiner von ihnen habe sich bislang angesteckt.

China reagiert auch, weil die USA mit großen Truppenkontingenten Afrika zu Hilfe gekommen sind. Das chinesische Ebola-Behandlungszentrum in Liberia, so betonte Songtian, "wird innerhalb der nächsten 30 Tage fertig". In zwei Wochen werde die erste von drei VBA-Gruppen mit 160 Medizinexperten losfliegen. Peking will insgesamt 480 Mediziner zur Hilfe nach Liberia und die beiden anderen Länder schicken. Die dort tätigen 200 Helfer würden so auf rund 700 Personen aufgestockt.

(RP)
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