Berlin Per SMS zur Generalsekretärin befördert

Berlin · Erst muss Katarina Barley eine Pressekonferenz zum Koalitionsgipfel und den Gremiensitzungen abwarten, bis SPD-Chef Sigmar Gabriel die künftige Generalsekretärin zu sich auf die Bühne ruft. Alle Plätze im Willy-Brandt-Haus sind besetzt, die Hauptstadtpresse will sehen, wie sich Barley bei ihrem ersten Auftritt neben Gabriel schlägt.

Beim Bundesparteitag im Dezember soll sie im Amt auf Yasmin Fahimi folgen, die nach zwei Jahren als Staatssekretärin ins Arbeitsministerium wechseln wird. Barley gibt sich während der Pressekonferenz selbstbewusst und zu jeder Zeit freundlich, schlagfertig - auch wenn ihr die Nervosität anzumerken ist.

Da gibt es zum Beispiel den Teil, als sie auf das mitunter schwierige Verhältnis zwischen Fahimi und Gabriel angesprochen wird. "Ich kenne Sigmar Gabriel auch nicht erst seit gestern. Ich habe da überhaupt keine Bedenken", sagt Barley zuerst. Und fügt dann hinzu: "Ich mag Menschen mit Profil. Und zu einem Profil gehören halt auch ein paar Ecken und Kanten. Und das ist mir allemal lieber als eine Persönlichkeit, die man nicht an die Wand nageln kann." Gabriel: "Das war jetzt hoffentlich keine Ankündigung." Barley: "Mal sehen." Gabriel: "Dann bräuchte man lange Nägel." Barley: "Ich glaube, wir kriegen das gut hin." Beide lachen.

Erst am Freitag erfuhr sie von den Plänen Gabriels, da war sie noch mit dem Rechtsausschuss in den USA. "Kurz vor dem Rückflug aus Kalifornien habe ich eine SMS vom Parteivorsitzenden erhalten. Dann haben wir hin und her gesimst und schließlich telefoniert", so Barley in einem Interview mit dem "Trierischen Volksfreund". Am Sonntag habe es dann ein abschließendes Treffen in Berlin gegeben.

Sie sei ein sachlich denkender Mensch, sagt die 46-jährige Abgeordnete aus Rheinland-Pfalz über sich selbst. Das habe etwas mit ihrer Ausbildung als Juristin zu tun. "Abteilung Attacke" könne sie aber auch, jedoch nicht als Grundprinzip, so Barley.

Erst seit 2013 ist sie Bundestagsabgeordnete, galt in der Partei trotz 20 Jahren Mitgliedschaft bisher als weitgehend unbekannt. In der Fraktion gehört sie als Justiziarin aber schon zum Führungskreis. Als künftige Generalsekretärin muss Barley auch den bevorstehenden Bundestagswahlkampf organisieren. Sie kündigte bereits an, dass das sicher keine "One-Woman-Show" werde.

(RP)
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