Persönlich Philip Mark Breedlove . . . will die Nato auf neuen Kurs bringen

Der amerikanische Viersterne-General liebt es schnell, ob dienstlich im F 16-Jagdbomber oder privat als Motorradfahrer. Bei seinen neuen Herausforderungen als Nato-Oberbefehlshaber wird Philip M. Breedlove (58) deutlich langsamer vorankommen. Denn es gilt, militärisch ein Bündnis von 28 Staaten mit sehr unterschiedlichen Interessen auf Kurs zu halten. Bislang war der Nato-geführte Afghanistan-Einsatz mit mehr als 50 beteiligten Nationen und 100 000 Soldaten die große Klammer – in 16 Monaten ist das Geschichte.

"Es ist meine Aufgabe, die multinationale Truppe trotzdem zusammenzuhalten. Sie muss wachsam sein und gut vorbereitet auf jede Art von Einsatz", sagte Breedlove gestern beim Besuch des Joint Force Command der Nato im niederländischen Brunssum. Dort stellte der General das Manöver "Steadfast Jazz" vor, Teil einer großangelegten Übungsreihe und Breedloves Antwort darauf, wie die Nato militärisch vor dem Auseinanderdriften bewahrt werden kann. Soldaten aus 20 Nationen werden Anfang November in Polen und im Baltikum die Abwehr eines Angriffs üben.

Das habe nichts mit einer fiktiven Attacke Russlands zu tun, auch habe er die Übungsregion nicht ausgesucht, betonte Breedlove, wohl wissend, wie dünn das Eis auf politischer Ebene sein kann. Zugleich ist aber klar, dass die Staaten des Ostseeraums das wiedererstarkte russische Militär fürchten. Auch die neutralen Länder Finnland und Schweden beteiligen sich deshalb.

Eigentlich war Breedlove nur der Ersatz für John Allen, der wegen einer angeblichen Sex-Affäre sein Amt nicht antreten durfte. Auch tritt er in große Fußstapfen: Zu den Vorgängern gehörten der spätere US-Präsident Dwight D. Eisenhower und US-Außenminister Alexander Haig. Doch ist der sachliche und bescheiden wirkende Offizier durchaus erste Wahl, nicht zuletzt wegen großer Auslandserfahrung. Auch Deutschland kennt der Vater dreier Kinder bestens – er war in Kalkar und Ramstein stationiert. Helmut Michelis

(RP)
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