Karo Pink Taxi in Kairo: Ladies only, please!

Karo · Ein Fahrdienst von Frauen für Frauen soll die Kundinnen vor sexuellen Belästigungen bewahren.

Pink ist das Kopftuch, pink ist das T-Shirt, pink sind die Schuhe: In diesem Outfit jagt die 37-jährige Iman Khater seit einigen Wochen ihr pinkes Gefährt durch Kairos Straßen. Gemeinsam mit 51 anderen Fahrerinnen gehört sie zur Stammcrew von "Pink Taxi", dem ersten Fahrservice Kairos von Frauen für Frauen. "Zu Beginn haben wir von männlichen Kollegen herablassende Kommentare, zu hören bekommen", erzählt Khater. "Mittlerweile scheinen sie sich an unseren Anblick gewöhnt zu haben."

Frauen in Kairo vor Zudringlichkeiten zu schützen und einen sicheren Transport zu garantieren, das ist die Idee von "Pink Taxi", einem Unternehmen, mit der die 42-jährige Geschäftsfrau Reem Fawzy in diesem Herbst an den Start gegangen ist. Und damit den ägyptischen Nerv an einer besonders sensiblen Stelle berührt - "taharrush", auf Deutsch: sexuelle Belästigung. In lokalen Medien oft als Epidemie beklagt, stellt sie Ägyptens Gesellschaft vor eine immer größere Herausforderung. In einer UN-Studie von 2013 gaben 99 Prozent der Ägypterinnen an, schon einmal sexuell belästigt worden zu sein. Anstößige Sprüche, obszöne Gesten und zudringliche Berührungen - besonders groß ist das Risiko in Kairos notorisch überfüllten Verkehrsmitteln; Metro und Busse sind speziell verrufen, aber auch in Taxis ist man vor "taharrush" nicht gefeit.

Also erwarb Reem Fawzy kurz entschlossen eine Autoflotte, rekrutierte 52 Frauen und ließ sie in einem zweimonatigen Kurs ausbilden. Die Frauen studierten Verkehrsregeln, lernten Reifen- sowie Ölwechseln. Daneben stand ein psychologisches Training für den Umgang mit Stresssituationen auf dem Programm. Um die Sicherheit zu erhöhen, installierte Fawzy in den Wagen Kameras. Die Zentrale kann außerdem über einen Notfallbutton verständigt werden. "Wenn ich früher in ein Taxi gestiegen bin, habe ich meiner Familie immer vorsorglich eine SMS mit dem Kennzeichen des Wagens geschickt", erzählt die 42-Jährige. "Viele Frauen fühlen sich in der Gegenwart einer weiblichen Taxifahrerin einfach sicherer."

Wer für Fawzy fahren will, muss gewissen Ansprüchen genügen: Universitätsabsolventin, nicht älter als 45, gute Englischkenntnisse. Das ist das gewünschte Profil. "Herkömmliche Taxifahrer sind ungehobelt", meint die Unternehmerin. "Meine Fahrerinnen sollen stilsicher auftreten, sie dürfen nicht rauchen oder von sich aus eine Unterhaltung mit der Kundin beginnen."

Vorgaben, die die 37-jährige Iman Khater mittlerweile verinnerlicht hat. Sie hat bis vor kurzem in einer IT-Firma als Software-Developerin gearbeitet, doch als sie die "Pink Taxi"-Annonce entdeckte, beschloss sie ihr Faible für rasante Spritztouren zum Beruf zu machen. Allerdings: "Ich habe meiner Mutter erst gar nichts erzählt. Sie glaubt bis heute, dass ich als Software-Developerin arbeite", erklärt sie. Und was, wenn sie die Mutter eines Tages zufällig hinter dem Volant eines pinken Taxi erblickt? Die 37-Jährige lacht herzlich auf. "Wissen Sie, das ist ganz einfach: Wir würden uns zuerst ein bisschen streiten und dann wieder versöhnen. Autofahren ist einfach meine große Leidenschaft."

(RP)
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