Washington Polizei-Reform in den USA wird immer drängender

Washington · Eric Garner und Tamir Rice, die Namen dieser beiden Afroamerikaner, könnten dereinst für eine Wende stehen im Umgang mit der amerikanischen Polizei. Garner verkaufte unversteuerte Zigaretten, bevor ihm Polizisten im Schwitzkasten die Luft abdrückten, obwohl er verzweifelt rief, er könne nicht atmen. Rice hantierte mit einer Spielzeugpistole, als ein Beamter seinen Streifenwagen stoppte und binnen Sekunden auf den Zwölfjährigen feuerte, ohne auch nur eine einzige Frage zu stellen. Die beiden Fälle führten vor Augen, was alles schiefläuft in Sachen "Law and Order".

Lokale Staatsanwälte, die hinter den verschlossenen Türen einer Grand Jury maßgeblich beeinflussen, ob ein Fall vor einem Richter landet, stehen instinktiv aufseiten der Ordnungshüter. So war es bei Garner, so war es bei Brown. Weiße Seilschaften, die zusammenhalten wie Pech und Schwefel, so sehen es Afroamerikaner. Weshalb sie über ein Justizsystem klagen, das sie als Menschen zweiter Klasse behandelt. Nur 37 Prozent der Schwarzen haben Vertrauen in die Ordnungskräfte, während es unter Weißen immerhin 59 Prozent sind.

Das Problem ist das Allmachtsgefühl der Uniformierten. Begeben sich US-Polizisten auf Patrouille, dann wissen sie, für ihre Handlungen werden sie nur selten zur Verantwortung gezogen. Das lässt den Finger lockerer am Abzug sitzen als irgendwo sonst in der westlichen Welt. Manches wäre vielleicht anders, würden die US-Bürger nicht 300 Millionen Schusswaffen besitzen. Einer der Gründe, warum die Cops so schnell die Pistole ziehen, ist die Angst, dass sie es mit einem Bewaffneten zu tun haben könnten. Private Abrüstung wäre die logische Ergänzung von Polizeireformen.

(RP)
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