Düsseldorf Pro Asyl: Viele kommen bereits traumatisiert an

Düsseldorf · Verein fordert bessere Betreuung durch Sozialarbeiter.

Folter und Korruption sind in den Herkunftsländern vieler Flüchtlinge allgegenwärtig. Viele haben Traumatisches erlebt, erklärt Bernd Mesovic von der Menschenrechtsorganisation Pro Asyl. "Sie wurden gefoltert, haben den Tod von Verwandten und Freunden miterlebt, mussten um ihr Leben fürchten", sagt er. In den Flüchtlingsunterkünften sollten sie sich sicher fühlen können. Doch wie die Folterskandale in Asylheimen, die in dieser Woche bekannt geworden sind, zeigen, sieht die Realität anders aus.

Wenn Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten dort ebenfalls Gewalt erfahren, könne das retraumatisierende Auswirkungen haben, erklärt Mesovic. "In den vergangenen 30 Jahren hat es nur in der Phase des Bosnienkriegs mehr Flüchtlinge gegeben, die psychologisch behandelt werden müssten", sagt er. "Viele sind mehrfach traumatisiert." In ihrer Heimat hätten Viele schlechte Erfahrung mit der Polizei und der Justiz gemacht. Werden sie hier von einem Sicherheitsdienst erniedrigt und gefoltert, zerstöre das ihr Vertrauen in das System, so Mesovic.

Laut dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge kamen zuletzt besonders viele Menschen aus Syrien nach Deutschland. Sie machten im August knapp 22 Prozent aller Flüchtlinge aus, die einen Erstantrag stellten. "Woher die Opfer aus NRW kommen, ist uns nicht bekannt, aber es ist wichtig, im Auge zu behalten, dass das nicht nur ein Strukturproblem ist", sagt Mesovic.

Pro Asyl fordert, dass Flüchtlinge, die in Deutschland Opfer von Gewalt in Unterkünften werden, das Bleiberecht bekommen, "um ihnen die Unsicherheit zu ersparen, auch noch abgeschoben zu werden". Denn diese Angst traumatisiere viele Menschen zusätzlich.

Für die Flüchtlinge, die aufgrund ihrer Erlebnisse eine Therapie benötigten, sei es ohnehin schwierig. "Es gibt nicht genug Therapieplätze und Personal. Viele Einrichtungen haben lange Wartelisten", sagt Mesovic. Seine Erwartung ist, dass die Betreuungssituation in den Heimen so gut sein muss, dass der Sozialarbeiter zumindest die Namen und die Situation der Flüchtlinge kennt. "Traumatisierte Menschen sind manchmal still oder grundlos aggressiv." Dies dürfe nicht zu einer Gewaltspirale führen.

(RP)
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