Düsseldorf Pro Woche ein Atomtransport?

Düsseldorf · Der Streit in Nordrhein-Westfalen um die geplanten Castor-Transporte mit Atommüll aus der Kernforschungsanlage Jülich ins Zwischenlager Ahaus geht weiter. Die rot-grüne Landesregierung hält die vom Bund beschlossenen Transporte von 152 Castoren für unnötig und zu aufwendig. Allerdings läuft die Betriebsgenehmigung für das Lager in Jülich Mitte 2013 aus. Bis dahin müsse der Bund, der zu 90 Prozent Eigner der Forschungsanlage sei, im Einvernehmen mit dem Land eine Lösung gefunden haben, sagte NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) unserer Zeitung: "Ich sehe die Bundesregierung da in der Verantwortung. Das ist ihr Atommüll, nicht unserer."

In keinem anderen Bundesland werde der anfallende Atommüll hin und her transportiert, so der Grünen-Politiker. Deswegen sollten die radioaktiven Abfälle im Lager Jülich bleiben, das aber – mit Zustimmung des Bundes – entsprechend nachgerüstet ("ertüchtigt") werden müsse. Wer glaube, die Castoren könnten ohne Weiteres nach Ahaus gebracht werden, sei "schief gewickelt", sagte Remmel. Das Zwischenlager sei für diese Art der Castoren nicht ohne Weiteres nutzbar.

Wie zu erfahren war, würde sich der Transport der Castoren über bis zu drei Jahre erstrecken. Experten des Forschungszentrums Jülich gehen davon aus, dass man nicht mehr als zwei Behälter gleichzeitig pro Woche nach Ahaus bringen könnte: Derzeit gibt es nur ein Spezialfahrzeug, das für die geplanten Fahrten zugelassen ist. Selbst wenn man sofort mit den Transporten beginnen würde, wäre es so gut wie unmöglich, alle Castoren vor dem Ablauf der Betriebsgenehmigung für Jülich fortzuschaffen.

NRW-Wirtschaftsminister Harry K. Voigtsberger (SPD) hatte sich in einer Parlamentsdebatte im Februar dieses Jahres zuversichtlich gezeigt, ein Umbau der Lagerhalle in Jülich zu einem modernen Zwischenlager innerhalb der Genehmigungsfrist sei zwar "ambitioniert", aber möglich. Die CDU will nun wissen, was Voigtsberger getan habe, um das Vorhaben voranzutreiben. Oliver Wittke, Generalsekretär der Union in NRW, sagte, er habe den Verdacht, das Umbauvorhaben sei zu einer "Schlafbaustelle" geworden. Wittke forderte die Landesregierung auf, sich öffentlich zu ihren Plänen in Jülich zu bekennen. "Sie muss klar sagen, dass sie in NRW ein zweites atomares Zwischenlager bauen will, das nach derzeitigem Stand über einen langen Zeitraum betrieben werden müsste", sagte Wittke.

Eine Sprecherin des NRW-Wirtschaftsministeriums wies den Vorwurf der Untätigkeit zurück. Für die Beantragung eines Umbaus sei das Forschungszentrum Jülich zuständig. Dort habe man eine Entscheidung monatelang ruhen lassen.

(RP)
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