Berlin Prognose: Der Osten schrumpft, der Westen altert

Berlin · Wer kommt, wenn's brennt, aber die Zahl der Freiwilligen in einer schrumpfenden und alternden Bevölkerung immer kleiner wird? Die Bundesregierung sieht in Zukunft Probleme bei der Gewährleistung der Daseinsvorsorge in ihrer jüngsten Bevölkerungsprognose. Dies betreffe vor allem die ehrenamtlich erbrachte Gefahrenabwehr etwa beim Brandschutz und der technischen Hilfeleistung. Nicht nur im Osten schrumpft bis 2020 die Bevölkerung um bis zu 20,7 Prozent. Vor allem der Westen ist in einer ganzen Reihe prosperierender Regionen von der Alterung betroffen. Aachen, Düsseldorf und Köln haben unterschiedliche Perspektiven.

Die Menschen im Raum Düsseldorf werden weniger, die Bevölkerung in der Kölner Region wird mehr, und beide werden im Schnitt älter. Das geht aus der prognostizierten Entwicklung verschiedener Raumordnungsregionen hervor, die die Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen zusammengestellt hat. Bis 2030 soll die Bevölkerung in der Region Düsseldorf um 2,3 Prozent schrumpfen, in Köln dagegen um 1,1 Prozent wachsen. Bei der Altersentwicklung soll der Anteil der Über-60-Jährigen in Köln von 25,1 auf 32 Prozent im Jahr 2030 wachsen, in Düsseldorf von 27,3 auf dann sogar 34,5 Prozent.

Der Anteil der Älteren wird in Aachen von 25,8 auf 34,1 zunehmen, in Bonn von 25,1 auf 32,9. Ähnliche Entwicklungen werden für den Raum Dortmund (von 26,9 auf 34,4 Prozent Anteil der Älteren) und Duisburg/Essen (von 27,6 auf 35,3 Prozent) vorausgesagt.

Der Raum Bitterfeld/Wittenberg ist besonders von schrumpfenden Bevölkerungszahlen betroffen: 20,7 Prozent weniger Menschen sollen dort im Jahr 2030 leben. Die zwölf Regionen mit den größten Bevölkerungsverlusten liegen alle im Osten, Göttingen folgt mit minus 11,4 Prozent auf Rang 13., Duisburg/Essen mit minus 4,1 Prozent auf Rang 38, Dortmund mit minus 3,5 Prozent auf Platz 40, Düsseldorf rangiert mit seinen minus 2,3 Prozent auf dem 47. Platz.

Dem Raum Aachen dagegen wird Wachstum vorausgesagt: plus 2,5 Prozent, so wie Berlin (plus 4,7), Hamburg, (plus 5,4) Bonn (plus 6,8) und ganz besonders München (plus 9,9 Prozent).

Dass die Bevölkerung vielerorts weniger, älter und bunter werde, bedeute nicht zwangsweise weniger Lebensqualität, meint der Grünen-Experte für die ländliche Entwicklung, Markus Tressel. Vielmehr seien Schrumpfungsprozesse eine Chance, sich in den Regionen auf das Wesentliche zu konzentrieren und das dann gut zu machen.

Agrar-Staatssekretär Peter Bleser (CDU) verweist etwa auf ein neues Modellvorhaben, für das im Herbst 15 Landkreise ausgewählt werden sollen, um zu testen, wie die Mobilität auf Dauer auch im ländlichen Raum garantiert werden kann. Dabei geht es auch darum, wie das Standardangebot des öffentlichen Nahverkehrs verbessert und die Erreichbarkeit der Menschen ausgebaut werden kann. Die Ergebnisse wolle die Bundesregierung dann auch in die Investitionsplanung für den neuen Bundesverkehrswegeplan einbringen.

Das von der Verfassung vorgegebene Ziel gleichwertiger Lebensverhältnisse und Zukunftschancen in allen Regionen wird durch die unterschiedlichen Entwicklungen zu einer wachsenden Herausforderung. Wo die Bevölkerung schrumpft, werden auch weniger Schulen gebraucht, wo sie altert, müssen bald zusätzliche Pflegeangebote und Räume mit betreutem Wohnen geschaffen werden.

(may-)
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