Bad Neuenahr Protestanten suchen Rat im Umgang mit AfD

Bad Neuenahr · Die Gemeinden wünschen sich mehr Hilfe von der Kirchenleitung, wie man rechten Parolen begegnet.

Mehr Hilfestellung im Umgang mit der AfD - das wünschen sich im Hinblick auf das Wahljahr 2017 immer mehr evangelische Christen im Rheinland. Das wurde auf der gestern zu Ende gegangenen Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland (Ekir) deutlich. Gerade in den Gemeinden treffen Menschen aufeinander, die ihre politische Überzeugung mit in die Kirche bringen.

Die Synodalen diskutierten über Aussagen ihres Präses Manfred Rekowski, der "rote Linien" für die Politik der AfD definiert hatte. Wer seine Pflicht gegenüber dem Nächsten aufkündige, trete aus der Gemeinschaft der Glaubenden heraus, sagte Rekowski. Eine kantige Botschaft, doch so einfach ist es nicht: Die Kirche ist keine politische Partei, die Mitglieder ausschließen kann.

Die Kirchenleitung fühlt sich zu einem klaren politischen Bekenntnis herausgefordert. Ihr Adressat ist eine Partei, die sich in ihrem Grundsatzprogramm auf die christliche Tradition des Abendlandes bezieht. Dabei steht die Ekir wie viele anderen Landeskirchen in Deutschland vor zwei Herausforderungen.

Zum einen muss sie sich um Angestellte und Funktionäre kümmern, die sich in der AfD engagieren. Erst kürzlich sind zwei Fälle bekannt geworden: Ein Viersener Pfarrer im Ruhestand und ein Presbyter aus Wuppertal wollen im Mai für die AfD in den Landtag einziehen.

Für die Kirche ist eine solche Kandidatur ein Grenzfall. Niemand sei verpflichtet, seine politische Einstellung christlich zu begründen, äußerte sich Präses Rekowski. Wer dies tue, müsse sich an das christliche Koordinatensystem halten.

Ekir-Vizepräsident Johann Weusmann erklärte, beide Kandidaten seien zu einem Gespräch ins Landeskirchenamt eingeladen worden. Kirchenangestellte müssen auch mit Disziplinarverfahren rechnen, wenn ihr politisches Engagement dem Bibelverständnis und dem Menschenbild der Kirche widerspricht. Wenn nötig, werde sogar der Rechtsweg beschritten, sagte Weusmann. Jedoch steht man im Landeskirchenamt auf dem Standpunkt, dass langwierige rechtliche Auseinandersetzungen mit ungewissem Ausgang möglichst vermieden werden sollten.

Hilfe brauchen die Gemeinden im Umgang mit Gemeindegliedern ohne Amt und Funktion, die mit der AfD sympathisieren. Ein Synodaler fragte in Bad Neuenahr, ob solche Christen überhaupt zur Gemeinschaft der evangelischen Gläubigen gerechnet werden könnten. Für Präses Rekowski ist klar: Man kann niemanden ausschließen. Jedenfalls werde er alle zum Abendmahl empfangen - das gelte unabhängig davon, ob jemand die Ideen der AfD vertritt oder nicht.

(heif)
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