Stichwort: Vietnamkrieg Proteste in den USA

Frankfurt/M (AP). Vor 25 Jahren endete der Vietnamkrieg mit dem Einmarsch der siegreichen Vietcong und Nordvietnamesen in Saigon. Der Konflikt um die Unabhängigkeit und nationale Einheit Vietnams begann schon 1946 mit dem bis 1954 dauernden Indochinakrieg gegen die französische Kolonialmacht. Danach folgte der 1956 einsetzende Konflikt zwischen dem kommunistischen Nordvietnam auf der einen und Südvietnam sowie dessen Schutzmacht USA auf der anderen Seite.

Die USA begründeten ihre Unterstützung Saigons, die bis 1963 zuerst in der Entsendung von Militärberatern, ab 1964 in der Entsendung regulärer Truppen bestand, mit der so genannten Dominotheorie. Diese besagte, dass bei einem kommunistischen Sieg in einem südostasiatischen Land die anderen Länder wie Dominosteine umfallen und dem Kommunismus anheim fallen würden. Deshalb stärkten die USA ab 1956 das prowestliche Regime des Diktators Ngo Dinh Diem in Südvietnam gegen die von Nordvietnam unterstützten Partisanen der Nationalen Befreiungsfront (FNL), den Vietcong. Politischer Hintergrund des Konflikts waren die auf der Indochinakonferenz von 1954 vereinbarten freien Wahlen in ganz Vietnam und die Herstellung der staatlichen Einheit. Beides wurde von Diem verweigert.

Durch die immer stärkere Einmischung der USA auf Seiten Südvietnams sowie der Sowjetunion und der Volksrepublik China auf Seiten des Vietcongs und Nordvietnams geriet der Krieg in den Sog des Ost-West-Konflikts. Unter US-Präsident Lyndon Johnson erreichte die US-Präsenz in Vietnam ihren Höhepunkt. Am Ende seiner Amtszeit 1969 waren dort über 500.000 US-Soldaten im Einsatz. Trotz dieser riesigen Militärmaschinerie, zu der auch noch Truppen aus Südkorea und Australien hinzukamen, gelang es nicht, die Kontrolle der Nordvietnamesen und des Vietcong über einen großen Teil der südvietnamesischen Provinzen zurückzudrängen.

Hinzu kam noch, dass die internationale Protestbewegung gegen den Krieg immer stärker wurde. Dazu trugen die von den Medien in der ganzen Welt verbreiteten Bilder von der Brutalität des Krieges - darunter Flächenbombardements mit Napalmbomben und der Einsatz des giftigen Entlaubungsmittels Agent Orange - und die Leiden der Zivilbevölkerung bei. Die Beendigung des Vietnamkrieges wurde seit Mitte der 60er Jahre mehr und mehr zu einem Hauptanliegen der linken Studentenbewegung zuerst in den USA und dann in Westeuropa.

Die immer stärker werdende Antikriegsbewegung führte in den USA Anfang der 70er Jahre zu einer gesellschaftlichen Krise, besonders nach der Veröffentlichung der "Pentagon-Papiere" über die Vorgeschichte des Krieges. Dies zwang die USA zur allmählichen Zurücknahme ihres Einsatzes und zum Eintritt in Friedensverhandlungen mit Nordvietnam. Diese endeten mit dem Waffenstillstandsabkommen vom 27.1.1973, in dem der Abzug aller amerikanischen Truppen festgelegt wurde. Nach dem Abzug der Amerikaner und der Einstellung der finanziellen Hilfe Washingtons für Saigon war der militärische Zusammenbruch Südvietnams nur noch eine Frage der Zeit. Am 30. April 1975 fiel Saigon, das seitdem nach dem "Vater" der vietnamesischen Revolution Ho-Tschi-Minh-Stadt heißt.

Insgesamt verloren auf amerikanischer Seite 58.000 Soldaten im Vietnamkrieg ihr Leben. In Süd- und Nordvietnam wurden rund eine Million Soldaten und zwei Millionen Zivilisten getötet. Dazu kamen noch mal zwei Millionen Kriegsversehrte und zwei Millionen Menschen, die durch den Einsatz giftiger Chemikalien bleibende Schäden davon trugen.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Machtkampf erwartet
Zeitung: Syrischer Präsident Assad erlitt SchlaganfallMachtkampf erwartet