Berlin Putin-Sanktionen ruinieren Bauern

Berlin · Russlands geschlossene Grenzen lassen die Obstpreise dramatisch fallen.

Als direkte und indirekte Folge des russischen Lebensmittelembargos schreiben Deutschlands Landwirte derzeit tiefrote Zahlen. "Die Preise sind auf Talfahrt", sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, in Berlin. In einigen Bereichen habe es regelrechte Preisabstürze gegeben. Viele Erzeuger könnten nicht mehr kostendeckend produzieren.

Als Reaktion auf die Sanktionen der USA und der EU hatte Russlands Präsident Wladimir Putin die Einfuhr von Agrarprodukten aus der EU gestoppt. Weder Fleisch noch Obst, Gemüse oder Milchprodukte dürfen nach Russland exportiert werden. Vor dem Hintergrund einer weltweit guten Ernte und globalisierter Agrarmärkte, über die mehr Produkte auch auf den europäischen Markt drängen, führte dies in Deutschland zu einem dramatischen Einbruch der Verkaufserlöse.

Von 600 000 Tonnen polnischer Äpfel, die gewöhnlich nach Russland verkauft werden, kamen viele auf den deutschen Markt. Im Ergebnis bekommen deutsche Obstbauern pro Kilo Äpfel nicht mehr 60, sondern nur noch 20 Cent. Der Preis für Mostobst fiel von zwölf auf ganze zwei Cent. Konnten Obstbauern in einzelnen deutschen Anbaugebieten bislang 300 000 Tonnen Äpfel zu einem realistischen Marktpreis verkaufen, haben sie nun Verluste in Millionenhöhe. "Das tut schon weh", sagte Rukwied.

In besonders arbeitsaufwendigen Branchen fürchten die Produzenten nun zudem den Mindestlohn, der stufenweise steigt. Einzelne Landwirte hätten ihre Erdbeerfelder schon umgepflügt, weil sich eine Ernte nicht mehr gerechnet hätte. Für die Bearbeitung eines ein Hektar großen Gurkenfeldes seien 20 000 Arbeitsstunden nötig. Da kämen durch Lohnsteigerungen von zwei Euro beträchtliche zusätzliche Risiken auf die Landwirte zu.

(may)
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