Moskau Putin verleiht Depardieu die russische Staatsbürgerschaft

Moskau · Erst schien es wie ein Witz, jetzt ist es wahr: Der französische Schauspieler Gérard Depardieu (64) erhält die russische Staatsbürgerschaft. Präsident Wladimir Putin persönlich machte Depardieu per Erlass zum Russen. "In Übereinstimmung mit Absatz a des Artikels 89 der Verfassung der Russischen Föderation ist der Antrag auf russische Staatsbürgerschaft von Gérard Xavier Depardieu, geboren 1948 in Frankreich, angenommen worden", lautete der kurze Text, den der Kreml auf seiner Internetseite veröffentlichte.

Depardieu hatte seinem Heimatland Frankreich den Rücken gekehrt, weil ihm die geplante Einführung einer Reichensteuer in Höhe von 75 Prozent missfiel. Er ließ sich im Nachbarland Belgien nieder, wo der Spitzensteuersatz nur 50 Prozent beträgt. Auch nachdem der französische Verfassungsrat die Reichensteuer gestoppt hatte, blieb Depardieu bei seiner Entscheidung.

Putin hatte Depardieu bereits bei seiner Jahrespressekonferenz Ende Dezember halb im Scherz die russische Staatsbürgerschaft angeboten. "Wenn Gérard wirklich eine Daueraufenthaltsgenehmigung für Russland oder einen russischen Pass haben möchte, ist diese Frage positiv entschieden", so der Kremlchef. Putin betonte, ihn verbinde mit Depardieu ein "enges, freundschaftliches Verhältnis, obwohl wir uns nicht häufig sehen". Die Verfassung gibt dem Präsidenten das Recht, Ausländern die Staatsbürgerschaft zu verleihen.

Putins Sprecher Dmitri Peskow begründete den Schritt nun damit, Depardieu habe "einen bedeutenden Beitrag für die russische Kultur und das russische Kino" geleistet. Unter anderem habe er auch den Wunderheiler Rasputin gespielt. Der sagenumwobene Wanderprediger (1869 - 1916) hatte einen starken Einfluss auf die Familie des letzten russischen Zaren. Peskow sagte weiter, Depardieu habe seinen Einbürgerungsantrag vor nicht langer Zeit über die Botschaft gestellt.

Der russische Neubürger Depardieu kann sich nun über das Einkommensteuersystem seiner Wahlheimat freuen. In Russland gilt eine Linearsteuer von 13 Prozent für alle Einkommensgruppen. Um in ihren Genuss zu kommen, müsste sich der Schauspieler allerdings mehr als sechs Monate im Jahr in Russland aufhalten. Für Nicht-Residenten beträgt der Einkommensteuersatz 30 Prozent. Vize-Premier Dmitri Rogosin lästerte über den Kurzmitteilungsdienst Twitter, sobald reiche Europäer mehr über das russische Steuersystem erführen, werde es eine "Massenmigration" geben.

In Russland gab es indes ein geteiltes Echo auf die Einbürgerung. "Gérard Depardieu kennt und liebt Russland, das immer auf ihn gewartet hat", sagte der Präsident der Internationalen Vereinigung russischer Landsleute, Pjotr Scheremetjew. Der Regisseur Wladimir Menschow hingegen, der im Jahr 2000 mit Depardieu den Film "Sawist Bogow" ("Der Neid der Götter") drehte, sagte: "Das bedeutet nicht, dass er ein russischer Patriot ist."

(RP)
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