Québec Québec-Attentäter soll Rassist sein

Québec · Der 27-jährige Franko-Kanadier muss sich wegen sechsfachen Mordes vor Gericht verantworten.

Der mutmaßliche Attentäter von Québec, der in einer Moschee sechs Menschen erschossen und 19 verletzt haben soll, muss sich wegen Mordes und versuchten Mordes vor Gericht verantworten. Der 27 Jahre alte Alexandre Bissonnette erschien in der ostkanadischen Provinzhauptstadt vor Gericht, seine nächste Anhörung ist für den 21. Februar geplant. Ihm droht auch eine Anklage wegen terroristischer Handlungen.

Seinem inzwischen nicht mehr verfügbaren Facebook-Profil zufolge studierte der Franko-Kanadier Bissonnette an der bekannten Laval University Anthropologie und Politikwissenschaft und lebte nicht weit von der Moschee. Auf Facebook gab er sich unter anderem als Fan der französischen Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen vom rechtsextremen Front National aus. Für Politik interessierte er sich Freunden zufolge verstärkt seit einem Besuch Le Pens in Québec im März 2016. Laut Aussagen von Bekannten vertritt er offen Positionen der radikalen Rechten. Er soll von einer "rassistischen Nationalismus-Bewegung" inspiriert sein und glaube an die Vorherrschaft von Weißen über Menschen anderer Hautfarbe. Zuletzt arbeitete er für eine gemeinnützige Organisation, die die Blutversorgung in der Provinz sicherstellt.

Bissonnette war von einer schwer bewaffneten Polizeieinheit rund 20 Kilometer von der Moschee entfernt festgenommen worden, nachdem er die Polizei gerufen hatte, um sich zu stellen. Einen zweiten zunächst Verdächtigten, der aus Marokko stammt und an der Moschee festgenommen wurde, stufte die Polizei als Zeugen ein und setzte ihn wieder auf freien Fuß. Andere Beteiligte gab es laut Polizei nicht.

Bei den sechs Todesopfern handelt es sich um Männer im Alter zwischen 39 und 60 Jahren, darunter ein Universitätsprofessor und der Besitzer eines Halal-Metzgerladens. Zwei der 19 Verletzten schweben noch in Lebensgefahr. Der Zustand der übrigen war nach Operationen im Krankenhaus aber stabil.

Hunderte Menschen versammelten sich bei winterlichen Temperaturen in größeren Städten des Landes, um der Opfer mit Mahnwachen zu gedenken. Kanadas Premierminister Justin Trudeau und Anführer der großen politischen Parteien erklärten der muslimischen Gemeinde des Landes bei einer Sitzung im Unterhaus des Parlaments in Ottawa ihre Unterstützung: "Wir sind mit euch", sagte Trudeau, "auch 36 Millionen Kanadiern ist das Herz gebrochen worden. Ihr seid uns wichtig. Ihr leistet einen enormen Beitrag für unser Land. Ihr seid hier zu Hause."

(dpa)
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