Persönlich Rainer Brüderle . . .wehrt sich gegen Sexismus-Vorwurf

Es dauerte ein ganzes Jahr, bis die Journalistin Laura Himmelreich 2013 im Magazin "Stern" ihre Empörung artikulierte. Diese richtete sich gegen den damaligen Fraktionschef der FDP im Bundestag, Rainer Brüderle. Er soll am Rand des FDP-Dreikönigtreffens 2012 nächtens an einer Hotel-Bar ihr gegenüber Anzügliches von sich gegeben haben. "Sie können ein Dirndl gut ausfüllen", soll Brüderle – möglicherweise in weinseliger Laune – gesagt haben.

Das Echo auf den Bericht war immens. Ein Aufschrei ging quer durch die Republik. In allen Kanälen und vor allem im Internet toste ein Sturm der Entrüstung über den sexistischen Fehltritt des alternden Politikers. Doch offenbar war der Zeitpunkt der Veröffentlichung kein Zufall: Wenige Tage später sollte Brüderle zum FDP-Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl benannt werden.

Aber wieder verging ein Jahr, ohne dass Brüderle den Versuch machte, sich irgendwie zu erklären.

Jetzt hat er sein Schweigen gebrochen, jetzt setzt er sich in einem Gesprächsband, den er mit dem Publizisten Hugo Müller-Vogg verfasst hat, zur Wehr. "Der Stern wollte die FDP und mich beschädigen", behauptet Brüderle vorab in einem Interview mit dem "Handelsblatt". Warum er so lange geschwiegen hat, erklärt er so: "Ich bin heute noch überzeugt, dass ich die politische Debatte anders nicht überstanden hätte. Da kommen Sie mit der Wahrheit nicht weiter, wenn Frauenrechtlerinnen wie Alice Schwarzer im Kampfmodus sind."

Ein Wort des Bedauerns kommt Brüderle nicht über die Lippen. Was er gesagt habe, sei "nicht bös gemeint" gewesen. Keiner der umstehenden Journalisten habe sich damals an der Bar über seine Äußerungen aufgeregt – "auch die Dame nicht". Die Journalistin habe ihn vielmehr später auf mehreren Terminen begleitet und sei mit ihm im Auto mitgefahren: "Das macht doch niemand, der sich belästigt fühlt." Er jedenfalls habe "ein reines Gewissen".

(RP)
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