Persönlich Rainer Einenkel ... will Gesicht der Opelaner bleiben

Rainer Einenkel (59) hätte es leicht haben können. Vor gut einem Jahr – die Schließung des Bochumer Opel-Werkes zeichnete sich bereits ab – machte das Management ihm ein Angebot: komfortabler Vorruhestand mit Sofortrente und offizieller Abschied in allen Ehren. Die Konzernspitze wollte den Bochumer Betriebsratschef loswerden. Das durfte auch etwas kosten – Hauptsache, Einenkel verschwindet.

Aber nach vier Jahrzehnten bei Opel verschwindet man nicht einfach so. Jendenfalls nicht, wenn man Rainer Einenkel heißt, in seinem Büro Fotos der Kommunistinnen Clara Zetkin und Rosa Luxemburg hängen hat und seit rund einem Jahrzehnt den Kampf der Bochumer Belegschaft gegen den Niedergang ihres Werkes anführt. Auch nicht, wenn man diesen Kampf verloren hat – denn Ende des Jahres wird das Werk geschlossen.

Bevor das Werk verschwindet, will auch Einenkel nicht verschwinden. Im Gegenteil: Einenkel tritt erneut an. Morgen. Bei der letzten Betriebsratswahl im Bochumer Opel-Werk.

Da stand schon sein Vater am Band. 1972, als Opel noch der zweitgrößte Autobauer Deutschlands war, begann der heutige Vater von drei Kindern in Bochum eine Elektrikerlehre. Das Werk, in dem in den besten Zeiten 20 000 Opelaner so erfolgreiche Modelle wie den "Kadett" bauten, galt als gute Adresse. Heute warten dort keine 3000 mehr auf ihre Abwicklung – begleitet von Einenkels trotzigen Schlachtrufen, die das als "Betrug" und "Irrsinn der ahnungslosen Herrschaften in Detroit" bewerten. In Detroit residiert das Management der Opel-Mutter General Motors.

Aber Einenkel ist nicht der naive Wüterich, den das Management in ihm sieht. Der Spross einer Familie, die 1961 kurz vor dem Mauerbau von Sachsen ins Ruhrgebiet kam, hat Überzeugungen und ein großes Herz. Dass er das Bochumer Werk nicht retten konnte, tut ihm weh. So weh, dass er sogar Opel verklagt, die Firma, die sein Leben ist.

(RP)
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