Düsseldorf "Der Islamische Staat ist eine Mörderbande"

Düsseldorf · Kölns Erzbischof Woelki sprach beim Ständehaus-Treff in Düsseldorf über die Flüchtlingskrise und den Terror.

Rainer Maria Kardinal Woelki (l.) beim Ständehaus-Treff im Gespräch mit RP-Chefredakteur Michael Bröcker.

Rainer Maria Kardinal Woelki (l.) beim Ständehaus-Treff im Gespräch mit RP-Chefredakteur Michael Bröcker.

Foto: Bauer

Probleme mit Gott gab es an diesem Abend nur ein einziges Mal: als nämlich Rainer Maria Kardinal Woelki die gleichnamige Kunstschau ("The Problem of God") im alten Düsseldorfer Ständehaus — heute K 21 — besuchte und ansehen konnte, wie zeitgenössische Künstler sich mit dem Glauben oft nicht gerade zimperlich auseinandersetzen. Eine Nähe zum eigenen Wirken erkannte der 59-jährige Erzbischof dennoch: Kirche und Glaube — ähnlich wie die Kunst — machen das Unsichtbare sichtbar.

Eine Art Prolog war das für den anschließenden Prominenten-Treff im Ständehaus, bei dem sich der Erzbischof vor gut 500 Gästen den Fragen von RP-Chefredakteur Michael Bröcker stellte. Natürlich musste es dabei zunächst über die große Zahl der Flüchtlinge gehen — ein Thema, dessen sich Woelki schon früh und als einer der ersten Bischöfe hierzulande angenommen hat. Dieses Drama sei auch die Folge von gewaltvollen Konflikten, die nicht selten im Namen Gottes geführt werden. "Auch das Christentum hat früher nicht immer das beste Beispiel abgegeben", sagte Woelki. Allerdings sind die Christen durch die Aufklärung gegangen und haben viel gelernt. Den Islamischen Staat nannte Woelki eine "Mörderbande", die es auch mit Gewalt zu bekämpfen gelte. Noch am Morgen war Woelki jugendlichen Flüchtlingen begegnet, denen der Islam inzwischen suspekt geworden sei und die sich jetzt für das Christentum interessierten.

Aber es kämen auch nicht nur "Pastorentöchter" zu uns, räumte Woelki ein. Eine Terrorgefahr? Alle, die hierherkommen, sollten sich den Werten unserer Gesellschaft unterordnen. "Das ist die Basis unseres Zusammenlebens, aber es funktioniert nur mit Respekt und großer Toleranz auch den Andersgläubigen gegenüber", sagte Woelki. Angst vor einer zunehmenden Islamisierung sei aber nicht gerechtfertigt. Dafür gab es Applaus im Ständehaus. Ein anderes Bild in den sozialen Medien: Dort musste sich Woelki zuletzt den Vorwurf gefallen lassen, er wolle mit seiner Haltung das christliche Abendland abschaffen.

Aber schafft sich die katholische Kirche mit zunehmender Glaubensmüdigkeit und mit dem Ausschluss von Frauen in hohen, auch Weiheämtern nicht selbst ab? Hohe Ämter ja, Weiheämter nein, sagte Woelki: "Wir wissen uns unter ein göttliches Gebot gestellt, nach dem das Weihesakrament nur Männern vorbehalten ist."

Der Kölner Erzbischof ist aber nicht immer schon Priester oder Kardinal gewesen. Eine banale Weisheit sicherlich; dennoch macht man sich selten Vorstellungen davon, wie das Leben eines Würdenträgers vor der Weihe ausgesehen hat und dass es überhaupt ein normales Leben gegeben hat. Aber so etwas existierte auch beim gebürtigen Kölner Rainer Maria Woelki, dessen Eltern Flüchtlinge aus dem Osten waren und in der Bruder-Klaus-Siedlung in Köln Mülheim ein neues Zuhause und eine neue Heimat fanden.

Eine kleine Bilderschau erzählte im Ständehaus auch von diesem vorpriesterlichen Leben: vom Urlaub in den Bergen und einem Besuch in Jerusalem. Eine Stadt, die für ihn neben Rom und Athen zu den wichtigsten Orten gehört. Inzwischen ist aber auch New York hinzugekommen; drei Mal hat er die amerikanische Stadt schon besucht. Woelki war aber auch Soldat und leistete seinen Wehrdienst im Panzerartillerie¬Lehrbataillon 95 in Munster ab — nicht "Münster", wie er bei der Einberufung ursprünglich dacht und vermutlich hoffte. Das Leben mit dem Kameraden ist ihm nicht fremd gewesen, die obligaten Gelage hingegen schon. "Soll das der Sinn des Lebens sein", fragte er sich angesichts des exzessiven Alkoholgenusses und ausschweifender Unterhaltungslust der anderen. Das Leben als Soldat hat ihm auch existentielle Fragen gestellt und den Weg zum geistlichen Beruf geebnet.

Wohin sein Weg noch führen wird, wollte Michael Bröcker wissen, gleichwohl sein Gesprächspartner bereits Kardinal ist? Vielleicht ins Papstamt? Wer jetzt vom Gast eine brüske Distanzierung erwartete, wurde überrascht vom Humor des Erzbischofs: "Wollen wir der Gnade Gottes nach oben mal keine Grenzen setzen."

(los)
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