Persönlich Raúl Castro . . . lässt sich vom Papst begeistern

Papst Franziskus (78) hat einen neuen Fan. Nach einer Privataudienz beim Oberhaupt der katholischen Kirche im Vatikan gab sich Kubas kommunistischer Staatschef Raúl Castro ganz euphorisch. "Kein Witz, wenn der Papst weiter so redet, dann fange ich früher oder später wieder an zu beten und trete wieder der katholischen Kirche bei", meinte der Mann von der karibischen Zuckerinsel. Er habe alle Franziskus-Reden gelesen, schwadronierte der in seiner politischen Wolle tief rot gefärbte Kubaner. Castro (83), Jesuitenschüler und aus grauer Vorzeit mit kirchlichen Gewohnheiten vertraut, sagte nach dem rund einstündigen Treffen mit dem Papst: "Ich habe ihm gesagt: Ich habe mehr Messen gehört als Sie." Die Audienz für US-Präsident Barack Obama im März 2014 hatte dagegen "nur" rund 50 Minuten gedauert.

Raúl Castro war in den Vatikan gekommen, um dem aus Argentinien stammenden Papst zu danken für dessen Vermittlung zwischen den USA und seinem Land. Im Dezember hatten beide Länder überraschend einen Neustart ihrer Beziehungen verkündet - immerhin nach 50 Jahren politischer Eiszeit und wirtschaftlichem Embargo. Nun muss der neue Rahmen mit Leben erfüllt werden, damit die Kubaner eine Verbesserung ihres Lebens spüren.

Die Vermittlertätigkeit des Vatikans war lange ohne die sonst in Politikerkreisen übliche Maxime "Tue Gutes und rede darüber" abgelaufen. Das hat eine Vertrauensbasis geschaffen, auf der sich aufbauen lässt. Im September will Franziskus in die USA reisen, vorher jedoch Kuba besuchen, wo die katholische Kirche einen schweren Stand hat.

Franziskus ist ein durchaus politisch denkender und redender Papst. Er hat sich zu den Auswüchsen des Kapitalismus geäußert, zu den die Gesellschaften zerstörenden Kräften der Mafia und vor allem zu dem Leid der Flüchtlinge, die übers Mittelmeer kommen. Ihr Leid sei eine Schande für ganz Europa.

(RP)
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