Persönlich Recep Tayyip Erdogan . . . versteht keinen Spaß

Die "Extra 3"-Redaktion des NDR machte den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan (62) gleich zum "Mitarbeiter des Monats". Hat er doch mit seinem diplomatisch hoch aufgehängten Protest für noch mehr Interesse an einer "Extra 3"-Erdogan-Satire gesorgt. Auf die Melodie von Nenas Song "Irgendwie, irgendwo, irgendwann" ("Erdowie, Erdowo, Erdogan") setzt sich das Medienmagazin mit dem "Boss vom Bosporus" und dessen Umgang mit der Pressefreiheit auseinander.

Eine ganze Reihe türkischer Bürger hat bereits am eigenen Leib erfahren müssen, wie hypernervös der Staatschef auf jeden Anflug von "Präsidentenbeleidigung" reagiert. Glück für den offiziell einbestellten deutschen Botschafter Manfred Erdmann, dass er weder Journalist noch Urheber des Beitrages ist. Möglicherweise hätte Erdogan die Bestätigung für die "Extra 3"-Liedzeile geliefert: "Ein Journalist, der was verfasst, das Erdogan nicht passt, ist morgen schon im Knast."

Nicht nur die Grundsätze von Kunst- und Medienfreiheit scheinen Erdogan schwer vermittelbar zu sein. Auch mit Diplomatenrechten hat er seine Probleme. Behauptete er doch am Wochenende, die Botschafter dürften sich nur in den Konsulaten frei bewegen, für alles andere bräuchten sie eine Genehmigung. Dabei garantiert ihnen das Wiener Übereinkommen volle Bewegungsfreiheit. Wieder hat Erdogan Erdmann auf dem Kieker. Wagte der es doch, einen von Erdogan als Nebenkläger vorangetriebenen Prozess verfolgen zu wollen, mit dem zwei weitere türkische Journalisten ins Visier rücken. Sie hatten in einem Bericht auf türkische Waffenlieferungen an Syrien verwiesen. Damit gerät Erdogans abenteuerliche und in Trümmern liegende Syrien-Politik in den Blick, sein verhängnisvoller Kurden-Kurs wird sichtbar. Daran möchte keiner erinnert werden, der Pressefreiheit als notwendiges Korrektiv nicht versteht.

(RP)
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