Kommentare Recht, nicht Rache - auch für Middelhoff

Berlin · Nein, Mitleid kann Thomas Middelhoff nicht erwarten. Der frühere Top-Manager hat Arcandor in die Pleite geführt, er hat sich im Warenhaus-Konzern bis zum bitteren Ende wie ein König aufgeführt, während Verkäuferinnen ihre Jobs verloren. Und noch im Untreue-Prozess gegen ihn war er uneinsichtig: Typen wie ihn steckt man nicht in den Knast!

Tat das Landgericht aber doch - und das war richtig. Weniger überzeugend war, was folgte. Die Vollzugsanstalt hat Middelhoff offenbar 26 Tage lang engmaschig betreut und alle 15 Minuten kontrolliert - auch nachts. Es ist zwar übertrieben, wie seine Anwälte von "Guantanamo-Methoden" zu sprechen. Doch eine als Fürsorglichkeit getarnte Schikane kann man in dem krank machenden Schlafentzug durchaus sehen.

Die Fälle Graf, Hoeneß, Middelhoff zeigen, dass die deutsche Justiz keinen Promi-Bonus (mehr) kennt. Das ist gut für das Gerechtigkeitsempfinden. Doch die Justiz muss aufpassen, dass sie das Kind nicht mit dem Bade ausschüttet und prominente Häftlinge besonders hart rannimmt. Auch einen Promi-Malus darf es nicht geben. Die Aussetzung des Haftbefehls ist nachvollziehbar. An Schuld und Strafe des tief gefallenen Stars ändert das ohnehin nichts.

(RP)
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