Persönlich Reem Sahwil . . . bedankt sich bei der Kanzlerin

Merkel, die Gnadenlose, Merkel, die Gefühllose - so lautete der Tenor heute vor einem Jahr in den sozialen Medien. Grund für Häme und Spott über die Kanzlerin war ihr Zusammentreffen mit dem heute 15-jährigen Flüchtlingsmädchen Reem aus dem Libanon. Merkel war nach Rostock gefahren, um mit Schülern im Alter von 14 bis 17 Jahren über aktuelle Themen zu sprechen. Reem, die nur eine vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung hatte, äußerte damals ihre Angst vor der Ungewissheit ihrer Zukunft. Als die Kanzlerin antwortete, dass Deutschland nicht alle aufnehmen könne, brach das Mädchen in Tränen aus. Merkel versuchte, sie zu trösten, streichelte ihr über den Kopf. Das Bild ging um die Welt. Sogar die "New York Times" besuchte Reem daraufhin in ihrem Zuhause in Rostock-Evershagen.

Doch entgegen aller Kritik an Merkel ist das Mädchen, das seit seiner Geburt teilweise gelähmt ist und dessen Bein zudem bei einem Unfall verletzt wurde, dankbar für die Begegnung, bezeichnet diese sogar als Wendepunkt in seinem Leben. Der "Bild am Sonntag" sagte sie jetzt: "Ich bin selbstbewusster und mutiger geworden. Bis vor einem Jahr saß ich im Rollstuhl und konnte nicht alleine laufen. Vor ein paar Monaten hatte ich den Mut, es auszuprobieren." Heute könne sie alleine gehen. "Ich bin wahnsinnig glücklich darüber und weiß nicht, ob ich diesen Mut auch ohne das Treffen mit Frau Merkel gehabt hätte." Wenn sie die Kanzlerin heute träfe, würde sie "einfach nur Danke sagen wollen". Nach dem Abitur möchte Reem Englisch studieren. Oder Übersetzerin werden, um Flüchtlingen zu helfen. Im Dezember wurde bekannt, dass Reem und ihre Familie ein bis Oktober 2017 gültiges Aufenthaltsrecht bekommen -also noch immer befristet. Merkel lud sie daher nach den Osterferien ins Kanzleramt ein. Was sie bei dem Treffen besprochen haben, hat Regierungssprecher Steffen Seibert nicht verraten.

Saskia Nothofer

(RP)
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