Angst vor Abschiebung Flüchtlingsmädchen Reem veröffentlicht Biografie

Es muss schon viel im Leben eines Teenagers passiert sein, wenn er bereits mit 16 Jahren eine Autobiografie mit 239 Seiten veröffentlicht. Auf Reem Sahwil trifft das zu: Lagerleben, Flucht aus dem Libanon, Asyl in Deutschland, und dann die ständige Angst, doch wieder abgeschoben zu werden.

 Reem Sahwil (16) hat ihre Biografie "Ich habe einen Traum" im Heyne-Verlag veröffentlicht.

Reem Sahwil (16) hat ihre Biografie "Ich habe einen Traum" im Heyne-Verlag veröffentlicht.

Foto: dpa, bra sab

All das hat Reem Sahwil erleben müssen. "Ich habe einen Traum" heißt die Biografie der 16-Jährigen, die als palästinensisches Flüchtlingsmädchen 2015 unverhofft in Deutschland bekannt wurde.

Der Auftritt in einer Diskussionsrunde mit Bundeskanzlerin Angela Merkel katapultierte das Mädchen vor zwei Jahren in die Öffentlichkeit. Vor laufender Kamera schilderte sie ihre Angst vor der Ausweisung. Angela Merkel antwortete darauf, Deutschland könne nicht alle Flüchtlinge aufnehmen. Reem fing an zu weinen. Auf Merkels unglücklichen Versuch, sie zu trösten, folgte im Netz unter dem Hashtag "merkelstreichelt" ein Sturm der Entrüstung.

Sahwils Autobiografie zeichnet nun ihren Lebensweg nach. Im Jahr 2000 wird Reem im Flüchtlingslager Wavel im Libanon geboren. Sie kommt zu früh zur Welt. Weil die medizinische Versorgung im Lager katastrophal ist, wird sie nicht ausreichend beatmet. Die Folgen spürt Reem an ihrem kraftlosen linken Arm und einer verkürzten Achillessehne im Bein: Während andere Kinder längst laufen, sitzt Reem zunächst im Rollstuhl.

Zudem wird sie 2006 bei einem Unfall schwer verletzt. Ihre Eltern erfahren von einem Onkel, dass es eine Therapie in Düsseldorf gibt, die dem Mädchen helfen könnte. Die Mutter fliegt mit Reem und dessen kleinem Bruder 2010 nach Deutschland. Es ist der Anfang einer Odyssee, die in Rostock endet. Bis Ende Oktober gilt Reems Duldung, sie hat nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung einen Antrag auf eine Niederlassungserlaubnis gestellt, einen dauerhaften Aufenthaltstitel. Ob sie dauerhaft in Deutschland leben kann, weiß sie noch nicht.

"In Rostock haben wir nicht nur unser Zuhause, sondern vor allem auch zu uns gefunden", schreibt Reem Sahwil. Ihr Traum? Es sind zwei: in Deutschland bleiben zu dürfen - und ihren libanesischen Opa dieses Jahr wiederzusehen.

(ball)
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