Düsseldorf Reker-Attentäter rechtfertigt sich

Düsseldorf · Politische Motive sollen hinter der Messerattacke auf die Kölner OB-Kandidatin stehen.

Der 44-jährige Frank S., der im vorigen Jahr die damalige Kölner Oberbürgermeister-Kandidatin Henriette Reker (parteilos) mit einem Messerangriff lebensgefährlich verletzt hat, will seine Tat als "Attentat gegen eine verfehlte Politik" gewertet wissen. Offenbar geht es ihm dabei um die Flüchtlingspolitik in Deutschland. Reker war als damalige Sozialdezernentin der Stadt auch für die Unterbringung der Flüchtlinge zuständig.

Zu Einzelheiten wollte der Angeklagte gestern zu Beginn des Strafprozesses vor dem Oberlandesgericht in Düsseldorf aber noch nicht Stellung nehmen. Erst am kommenden Freitag will er sich zum Tathergang äußern. Für Juni hat er über seine Anwälte eine Schilderung der Beweggründe angekündigt, die ihn zu der Tat veranlasst haben.

Der gebürtige Düsseldorfer Frank S. ist von der Bundesanwaltschaft wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Bei dem Anschlag am 17. Oktober 2015 - einen Tag vor der Oberbürgermeister-Wahl in Köln - hatte er Reker und vier weitere Personen mit Messerstichen verletzt.

Aufsehen erregte die Darstellung seines Anwalts Christof Miseré, dass es sich um einen "politischen Prozess" handeln könnte. Wenn das Opfer keine Politikerin gewesen wäre, wäre laut Miseré wohl keine Anklage wegen Mordes, sondern wegen gefährlicher Körperverletzung erhoben worden. Wenn S. Reker hätte töten wollen, wäre es für ihn "ein Leichtes gewesen, dies durch mehrere Messerstiche zu verwirklichen". Dem widersprach die Vorsitzende Richterin Barbara Havliza: "Der Senat führt keinen politischen Prozess. Es wird ein Prozess wie jeder andere." Der Staatsschutzsenat werde eingeschaltet, wenn staatliche Grundsätze bedroht seien.

(hüw)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort