London Revolution im Untergrund: Londons U-Bahn fährt nachts

London · Für eine Weltstadt wie London war das bisher immer etwas peinlich. Kurz nach Mitternacht gingen bei den U-Bahnstationen der Metropole die Gitter runter. Für Touristen kam das regelmäßig wie ein Schock: Die "Tube", die Röhre, wie die Londoner U-Bahn genannt wird, verweigert ihre Dienste. Wenn Nachtbummler nach Hause wollten, mussten sie eine lange Busfahrt in Kauf nehmen oder sich für eine teure Taxifahrt entscheiden. Doch nach langer Vorbereitungszeit nahmen im August erstmals zwei U-Bahnlinien den Nachtbetrieb auf und fahren am Wochenende durchgehend alle zehn Minuten. Die "Night Tube", die Nacht-Röhre, wird der Service genannt.

"Die Night Tube wird es sicherer und leichter machen, Londons Nachtleben zu genießen", freut sich Zadiq Khan, der im Mai ins Bürgermeisteramt gewählte Muslim. Sein Vorgänger Boris Johnson, der jetzt den Job des Außenministers ausfüllt, hatte einen Nachtbetrieb der U-Bahn wiederholt vollmundig angekündigt, aber niemals verwirklichen können. Khan dagegen hat schon in den ersten 100 Tage im Amt alle Stolpersteine aus dem Weg geräumt. Geholfen haben dürften dem Labour-Politiker seine guten Kontakte zu den Gewerkschaften, die bisher mit überzogenen Forderungen alles blockiert hatten.

Anfangs sind es nur zwei U-Bahnlinien, die nachts fahren, aber nach einer Testphase sollen es fünf Linien werden, die rund 200 000 Fahrgäste befördern. Khan erwartet dadurch einen Schub für die Wirtschaft der Stadt. Immerhin wird jeder achte Job in London durch die Nacht-Ökonomie unterstützt. Eine Studie der Lobby-Organisation "London First" schätzt, dass die Night Tube jährlich umgerechnet rund 90 Millionen Euro zu Londons Wirtschaft beitragen kann. Zadiq Khan will erklärtermaßen aus der 8,5-Millionen-Metropole eine Stadt machen, die niemals schläft: "Wir wollen das ganze Potenzial unserer Stadt entfalten."

(RP)
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