Persönlich Robert Habeck . . . will die Grünen 2017 anführen

Jetzt ist es raus: Robert Habeck, der 45-jährige Vize-Ministerpräsident und Umweltminister von Schleswig-Holstein, sagt dem Führungsquartett der Grünen in Berlin den Kampf an. Er bewirbt sich um die Spitzenkandidatur für die Bundestagswahl 2017. Habeck kündigte gestern in Kiel an, er werde sich einer parteiinternen Urwahl stellen.

Schon länger hatten es die Spatzen von den Dächern gepfiffen, aber dass er seine Bewerbung jetzt ankündigt, kam doch überraschend. Es ist ein sehr früher Zeitpunkt: Mehr als zwei Jahre sind es noch bis zur Bundestagswahl. Für Habeck, der in Berlin noch ein recht unbeschriebenes Blatt ist, und die Grünen insgesamt wird dies eine lange Auseindersetzung. Sticheleien hat es in der Hauptstadt gegen ihn schon gegeben. Die vier Blassen an der Grünen-Spitze werden es dem Newcomer, der ihre sorgsam austarierte Macht-Aufteilung infrage stellt, nicht leicht machen.

Sie fürchten ihn auch. Denn der Romanschriftsteller, ein Vater von vier Söhnen, der erst 2002 den Grünen beitrat und dann eine rasante Parteikarriere hinlegte, hat das Potenzial eines milderen Joschka Fischer, glauben viele, die ihn kennen. An Fischer erinnert der promovierte Philosoph auch optisch: Er trägt gern Jeans, Lederstiefel und eine abgewetzte Daunenjacke, auch in seinem hohen Amt. Habeck will sich nicht vereinnahmen lassen von einem der beiden Lager, den gemäßigten Realos auf der einen und den Parteilinken auf der anderen Seite. Ein Argument sei entweder gut oder schlecht, von welcher Seite es komme, sei ganz egal, sagt Habeck. Er redet lieber mit den Menschen, als im Büro zu sitzen. Und seine Themen sind genau die, mit denen die Grünen 2017 punkten wollen: Energiewende, Agrarwende, gesunde Ernährung, Klima- und Umweltschutz. In der Partei und bei potenziellen Wählern ist er beliebt, seine gelegentlichen Gefühlsausbrüche wirken authentisch. Der Lohn: In Umfragen liegen die Grünen derzeit im Norden bei 15 Prozent. Birgit Marschall

(mar)
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