Persönlich Rolf E. Breuer . . . zahlt für Kirch-Interview

Rolf Breuer ist mittlerweile 78 Jahre alt, aber die Vergangenheit hat den früheren Deutsche-Bank-Chef bis heute nicht losgelassen. Vielleicht kann er jetzt ein wenig erfreuliches Kapitel endgültig schließen. Er zahlt an seinen früheren Arbeitgeber 3,2 Millionen Euro und beteiligt sich so an den Kosten für den Vergleich mit den Kirch-Erben. Der kostete die Bank vor Jahren 925 Millionen Euro - für ein Interview, das Breuer 2002 gab und in dem er die Kreditwürdigkeit des Medienunternehmers Leo Kirch anzweifelte.

Für Breuer ist die Kirch-Affäre zum Albtraum geworden. Seit Jahren wird er in der öffentlichen Wahrnehmung auf das fatale Gespräch mit einem Bloomberg-Journalisten reduziert. Dass ausgerechnet ihm, dem promovierten Juristen, der einst als brillanter Rhetoriker galt, dieser Fauxpas passierte, ist noch heute unbegreiflich. Zumindest für jene, die nicht der Ansicht sind, Breuer habe mit Absicht gehandelt.

Breuer hat vor 60 Jahren eine Ausbildung bei der Deutschen Bank gemacht. Und damit hat er sein gesamtes Berufsleben - unterbrochen durch Studium in Lausanne, München und Bonn sowie die Promotion - bei einem Arbeitgeber verbracht. Das sind zusammengerechnet mehr als 40 Jahre, was in der heutigen Arbeitswelt nahezu undenkbar erscheint. Der gebürtige Rheinländer hat als Bankchef zwischen 1997 und 2002 extrem polarisiert. Für die einen war er der arrogante Deutsch-Banker, der alle Kritik an sich abprallen ließ. In der Branche trug er den Beinamen "Mr. Finanzplatz", der die Internationalisierung der Deutschen Bank und der Deutschen Börse extrem befördert und sich damit Verdienste um den Finanzplatz Deutschland erworben hat. Doch am Ende haben diese Meriten nicht gezählt. Am Ende seines Berufslebens blieb in erster Linie dieses unselige Interview, das in die Annalen der Wirtschaftsgeschichte eingeht. Daran ändert auch die 3,2-Millionen-Euro-Zahlung nichts mehr.

(RP)
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