Behörden lassen McDonald's-Filialen schließen Russland droht ein Burger-Krieg

Moskau · Russische Behörden lassen drei McDonald's-Filialen in Moskau schließen. Grund seien wiederholte Verstöße gegen Hygienevorschriften.

Zwei sowjetische Soldaten mit Fähnchen der amerikanischen Fast-Food-Kette bei der Eröffnung der ersten McDonald's-Filiale in Moskau. Das Restaurant nahm am 31. Januar 1990 seinen Betrieb auf.

Zwei sowjetische Soldaten mit Fähnchen der amerikanischen Fast-Food-Kette bei der Eröffnung der ersten McDonald's-Filiale in Moskau. Das Restaurant nahm am 31. Januar 1990 seinen Betrieb auf.

Foto: dpa

In der McDonald's-Filiale an der Dorogomilowo-Straße im Zentrum von Moskau herrscht Hochbetrieb. Ein junger zentralasiatischer Kassierer erklärt zwei Touristinnen geduldig auf Englisch, wie viel sie bezahlen müssen. Dann schiebt er ein Tablett mit Hamburgern und Pommes über den Tresen. "Keine Ahnung, ob die unsere Filiale auch zumachen. Wir hören dazu nichts. Aber es sind heute auffällig mehr Kunden da als sonst."

Die russische Lebensmittelbehörde Rostrebnadsor hat eine landesweite Aktion gegen die amerikanische Schnellrestaurantkette gestartet. Drei Filialen in der Stadt mussten bereits schließen. Nun kündigte die Behörde weitere Kontrollen in Moskau und anderen Regionen an. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts und der sich verschärfenden antiwestlichen Stimmung in Russland liegt die Annahme nahe, dass das Vorgehen einen politischen Hintergrund hat.

Die Wirtschaftszeitung "Kommersant" zitierte einen Kremlbeamten mit der Aussage, die Lebensmittelkontrollen würden auf direkte Veranlassung der russischen Regierung erfolgen. "Deshalb wurden die Restaurants auch sofort geschlossen. Bei Routineüberprüfungen gibt es normalerweise eine Mahnung mit einer Frist, innerhalb derer die Mängel beseitigt werden müssen." Dem widersprach die russische Vize-Premierministerin Olga Golodez: Die Lebensmittelbehörde habe keinen "totalen Plan" zur Kontrolle von McDonald's. Vielmehr erfolgten die Überprüfungen entweder routinemäßig oder auf Beschwerden von Kunden hin. "Wir haben Verstöße gegen die Hygienevorschriften festgestellt. Sie sind nicht geringfügig", erklärte Rostrebnadsor-Chefin Anna Popowa.

Unter den bereits geschlossenen Filialen in Moskau ist auch das erste McDonald's-Restaurant, das 1990 nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in der Sowjetunion eröffnet worden war. Damals standen die von der Mangelwirtschaft geplagten Moskauer bei eisiger Kälte stundenlang für amerikanische Burger Schlange. Dass man in einem Restaurant von der Bedienung höflich behandelt wurde, war damals noch eine Seltenheit. Deshalb verbreitete sich schnell folgende Geschichte: Bei der Schulung wird den künftigen sowjetischen McDonald's-Mitarbeitern erklärt, dass sie die Kunden anlächeln sollen. Plötzlich hebt eine Frau die Hand: "Das verstehe ich nicht: Wir haben die Burger - warum müssen wir dann noch lächeln?"

Mittlerweile betreibt die Fast-Food-Kette in Russland 435 Filialen, davon 100 in Moskau. Nun will die Lebensmittelbehörde auch in der Region um Jekaterinburg, in Tatarstan an der Wolga, im nördlichen Karelien an der Grenze zu Finnland und im Moskauer Gebiet unangekündigte Kontrollen vornehmen. Erst Ende Juni hatte Rostrebnadsor mehrere Filialen in Nowgorod überprüft und dabei Bakterien in einem Salat und mehreren Hamburgern gefunden.

In der Vergangenheit sind russische Behörden, die sich mit Hygiene- und Lebensmittelvorschriften befassen, immer wieder in den Verdacht geraten, aus politischen Gründen zu handeln. Im Fall von McDonald's liegt das nahe. Die Hamburgerkette hatte nach der Annexion der Krim durch Russland ihre drei Filialen auf der Halbinsel geschlossen. Seitdem fordern russische Nationalisten immer wieder, die US-Restaurants mit dem "unrussischen Essen" zu schließen.

Die McDonald's-Kunden an der Dorogomilowo-Straße nehmen die inzwischen gewohnte Verteidigungsstellung ein. "Wenn sie McDonald's schließen, macht das nichts. Dann gibt es vielleicht bald etwas Besseres", sagt eine ältere Frau, die sich mit ihrer Enkelin eine Portion Pommes teilt. Warum sie hierher kommt? "Weil es günstig ist und dem Kind schmeckt", sagt sie verlegen.

Ähnlich hatten viele russische Verbraucher reagiert, als der Kreml vor rund zwei Wochen als Antwort auf westliche Sanktionen den Import von Fleisch, Fisch, Milchprodukten und Gemüse aus der EU und den USA verbot. Inzwischen wurde ein Teil der Sanktionen wieder zurückgenommen, weil kein brauchbarer Ersatz da ist. Lebende Lachse, laktosefreie Milch sowie Saatgut für Kartoffeln und Zwiebeln sind künftig von dem Importstopp ausgenommen. Auch Diätmittel und Ergänzungsstoffe sind wieder frei handelbar.

(RP)
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