Washington Sanders gibt im Rennen um die US-Präsidentschaft fast auf

Washington · Es klang über weite Strecken nach einem Balanceakt. Mit einer Videoansprache an seine Anhänger hat sich Bernie Sanders, der unterlegene Rivale Hillary Clintons im Duell um die Präsidentschaftskandidatur, de facto hinter seine Kontrahentin gestellt. Jedoch ohne bereits einen offiziellen Schlussstrich zu ziehen.

Er wolle mit Clinton zusammenarbeiten, um zu verhindern, dass Donald Trump im November die Wahl gewinne, betonte der 74 Jahre alte Senator aus dem Neuengland-Staat Vermont. Zugleich, machte er deutlich, möchte er ein gewichtiges Wörtchen mitreden, wenn die Demokraten auf ihrem Nominierungsparteitag im Juli entscheiden, mit welcher Agenda sie ins herbstliche Finale ziehen. Das wichtigste politische Anliegen der nächsten fünf Monate sei es, Trump "klar zu besiegen", sagte Sanders. Nach Jahrhunderten des Rassismus, der Frauenfeindlichkeit, der Diskriminierung in allen Spielarten brauche das Land keinen Republikaner, der die Intoleranz zum Eckpfeiler seiner Kampagne mache. Jüngsten Ipsos-Umfragen zufolge liegt Clinton fast zwölf Prozentpunkte vor Trump. Theoretisch bleibt Sanders im Wettlauf ums Weiße Haus, auch wenn er praktisch keine Chance mehr hat, ihn zu gewinnen. Seine parteiinterne Kontrahentin verfügt über genügend Stimmen, um auf dem Konvent der Demokraten im Juli als Kandidatin fürs Oval Office aufgestellt zu werden. Gleichwohl muss Clinton der Schulterschluss mit Sanders gelingen, will sie dessen Anhängerschaft auf ihre Seite ziehen - junge Wähler, Geringverdiener, Unabhängige, die mit Clinton deshalb fremdeln, weil sie in ihr eine Symbolfigur des Establishments sehen.

Es sei kein Geheimnis, in einigen wichtigen Punkten hätten Clinton und er Meinungsverschiedenheiten, sagte Sanders. Wahr sei aber auch, dass sich beider Ansichten bei anderen Themen nahezu deckten. Mit anderen Worten, Sanders will das Handtuch erst werfen, wenn klar ist, dass sich möglichst viele seiner Forderungen im Wahlprogramm seiner Widersacherin wiederfinden. Woran er dabei denkt, hat er angedeutet: ein Verbot des Fracking, Milliardeninvestitionen in die Infrastruktur, die Anhebung des Mindestlohns auf 15 Dollar pro Stunde, nicht nur auf zwölf Dollar, wie es Clinton vorschwebt.

(fh)
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