Persönlich Sawsan Chebli . . . verlässt Steinmeier

Innerhalb von nur 24 Stunden nach ihrer Anmeldung beim Kurznachrichtendienst Twitter hatte sie gestern schon 1000 neue Fans: Sawsan Chebli scheint den Erfolg gebucht zu haben. Die 38-jährige gebürtige Palästinenserin erklimmt eine weitere Karrierestufe und wird Staatssekretärin in der Berliner Senatskanzlei unter Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD). Chebli war bisher stellvertretende Sprecherin von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), der im Februar neuer Bundespräsident werden soll. Bei Müller wird die Politikwissenschaftlerin zuständig für die Koordinierung der Landes- mit den Bundesangelegenheiten - ein Job, der ihr liegen dürfte. Nach zwei Jahren im Auswärtigen Amt ist sie in der Bundesregierung gut vernetzt. Sie weiß, wen sie ansprechen muss, wenn es darum gehen wird, für Berlin die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Auch im Senat verfügt sie über Kontakte, ab 2010 war sie hier schon einmal tätig - als Grundsatzreferentin für interkulturelle Angelegenheiten beim früheren Innensenator Ehrhart Körting (SPD). Damals profilierte sie sich in der Integrationspolitik, schuf Projekte wie "Jung, Muslimisch, Aktiv".

Cheblis Eltern kamen 1970 als Flüchtlinge nach Berlin. In Moabit wuchs sie mit zwölf Geschwistern auf, war bis zum Alter von 15 Jahren staatenlos und erhielt 1993 die deutsche Staatsbürgerschaft. Ihr Vater soll Analphabet sein, ihre Mutter spricht nur Arabisch. Trotzdem machte Chebli als einziges Kind Abitur und studierte Politikwissenschaft. "Politik hat das Schicksal meiner Eltern bestimmt", sagte sie einmal, weshalb sich ihr die Aufgabe stelle: "Wie kann ich dazu beitragen, dass Politik verändert wird?" Chebli ist überzeugte Muslimin. "Ich bete, ich faste, ich esse kein Schweinefleisch und trinke keinen Alkohol." Ein Kopftuch trägt sie als einzige Frau in ihrer Familie nicht - denn damit hätte sie in Deutschland keine Karriere gemacht, ist sie überzeugt.

Birgit Marschall

(mar)
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