Berlin Schavan fordert Bündnis gegen Analphabetismus

Berlin · Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) sagt dem Analphabetismus den Kampf an. "Mich erschreckt, dass 7,5 Millionen Erwachsene in Deutschland kaum lesen und schreiben können", sagte die Bildungsministerin in einem Interview der Nachrichtenagentur dapd.

Das Thema müsse heraus aus der Tabuzone. "Wir wollen ein nationales Bündnis gegen Analphabetismus mit der Zivilgesellschaft schmieden", kündigte Schavan an. Mit am Runden Tisch sitzen sollen nach dem Willen der Bildungsministerin Gewerkschaften, Wirtschaftsverbände, Kirchen und die Volkshochschulen.

Gefragt sei eine "Strategie der Ermutigung", etwa durch die Veröffentlichung guter Beispiele von Menschen, die erfolgreich Lesen und Schreiben gelernt haben. Schavan wies darauf hin, dass viele der sogenannten funktionalen Analphabeten – also solche mit Grundkenntnissen – sogar einen Schulabschluss haben; 57 Prozent gehen einem regulären Job nach. "Das heißt: Hier geht schon erworbenes Wissen verloren. Das muss wieder hervorgeholt werden."

Erst seit diesem Jahr gibt es gesicherte Zahlen zur Größenordnung des funktionalen Analphabetismus in Deutschland. Die Studie "Leo" untersuchte Erwachsene im Alter von 18 bis 64 Jahren. Demnach verfügen 7,5 Millionen Erwachsene (14,5 Prozent) nur über "begrenzte schriftsprachliche Kompetenz" und sind deshalb nicht in der Lage, am gesellschaftlichen Leben angemessen teilzuhaben. Etwa 300 000 Bürger können gar nicht lesen und schreiben; zwei Millionen können nur einzelne Wörter entziffern.

(RP)
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