London Schottlands Schnapsbrenner müssen sich geschlagen geben

London · Die Schotten sind sauer. Stinksauer sogar. Da brennen sie seit mehr als 500 Jahren ein Getränk, das sie "Wassser des Lebens" nennen und für das sie weltweit berühmt sind: Whisky. Und jetzt sollen Ausländer im Whiskymachen besser sein als sie? In der kürzlich veröffentlichten neuesten Ausgabe von "Jim Murray's Whisky-Bible" belegt ein kanadischer Schnaps den ersten Platz. Und nicht genug der Schmach, dass der Spitzenplatz an einen ausländischen Whisky ging: Unter den ersten fünf besten Siprituosen fanden sich nordamerikanische, irische und japanische Whiskys, aber kein einziger aus Schottland.

Die Whisky-Bibel von Jim Murray gibt es seit 2003, und sie gilt als ein kompakter und maßgeblicher Führer durch die Whiskywelt. Murray hat für seine 2016er-Bibel mehr als 1000 Whiskys aus der ganzen Welt verkostet. Er bezeichnete den aus einer 90-prozentigen Roggenmaische hergestellten kanadische-Siegertropfen als "ein Meisterstück". Schottische Experten waren indes nicht beeindruckt. Charles MacLean, Autor von zehn Büchern über Whisky, war sogar empört. "Man sollte Gleiches mit Gleichem messen. Kanadischer Whisky erlaubt alle möglichen Zutaten wie etwa Pflaumensaft zum Süßen. Beim Scotch ist das verboten, da dürfen nur die Rohmaterialien Gerste, Wasser und Hefe verwendet werden."

Doch es ist jetzt schon das zweite Jahr, in dem ein Scotch den Kürzeren zog. Zum besten Whisky des Jahres 2015 kürte Murrays Bibel einen japanischen Single Malt. Der letzte schottische Malz-Whisky, der weltbester wurde, war 2014 ein "Glenmorangie Ealanta". Angesichts der Konkurrenz aus Übersee, riet die "Times" in einem Leitartikel, sollte man allerdings gelassen bleiben. Immer noch mache der schottische Anteil am weltweiten Whiskymarkt gut 25 Prozent aus und neue Destillerien würden nördlich des Hadrianwalls gegründet: "Schottischer Whisky erfreut sich guter Gesundheit und gewinnt an Popularität".

(RP)
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