Stockholm Landesverteidigung als Fach an Schwedens Schulen?

Stockholm · Schweden will die geringe Kampfkraft und den Nachwuchsmangel seines Militärs beheben. Jahrelang wurde der Verteidigungshaushalt kräftig gekürzt. Das Militär sollte vor allem für Friedenseinsätze im Ausland vorbereitet sein, weniger für die Grenzverteidigung. Oberbefehlshaber Sverker Göranson warnt bereits seit Jahren medienwirksam, dass Schweden nur noch "Teile des Landes" und diese "bestenfalls eine Woche" verteidigen könne, und sagte gar, eine der drei Waffengattungen - Heer, Marine oder Luftwaffe - müsse ganz abgeschafft werden, wenn das mit den Kürzungen so weitergehe.

Seit Russlands aggressivem Auftreten und der U-Bootjagd vor Stockholm im Oktober scheint sich das Blatt nun zu wenden. "Die Schweden haben das erste Mal ernsthaft Angst. Angst vor Russland", sagte die sozialdemokratische Außenministerin Margot Wallström. Schwedens Militärbudget soll wieder erhöht werden. Das reicht aber nicht. Es fehlt auch an Nachwuchs, seitdem 2010 nach 109 Jahren die allgemeine Wehrpflicht abgeschafft wurde.

Das Problem: Trotz groß angelegter Werbekampagnen hält sich das Interesse am Waffendienst bei der Jugend in Grenzen. Viele der freiwilligen Rekruten finden den Soldatenalltag zu trostlos und brechen ihre Ausbildung vorzeitig ab. Noch bis 2023 seien vor allem die Bodentruppen und die Marine personell stark unterbesetzt, heißt es in einer Prognose des Militärs. Bei den Teilzeitsoldaten sind derzeit nur 40 Prozent der Stellen besetzt, errechnete das Verteidigungsamt.

Deshalb wird nun ernsthaft über die Einführung des Schulfaches "Landesverteidigung" an den Gymnasien diskutiert. In Schweden machen über 90 Prozent aller Jugendlichen das Abitur. Eine in der Zeitung "Dagens Nyheter" genannte Studie des Verteidigungsamtes kommt zu dem Schluss, dass ein solches Schulfach das Interesse bei jungen Schweden für den Waffendienst deutlich erhöhen würde.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort