Aleppo Schwere Gefechte um Aleppo

Aleppo · In der nordsyrischen Großstadt bahnt sich eine humanitäre Katastrophe an.

In Aleppo im Norden Syriens sind schwerwiegende Kämpfe um die letzte Versorgungsroute der Rebellen ausgebrochen. Die Strecke verläuft aus dem Süden der Stadt in den Ostteil, der von Regimegegnern kontrolliert wird. Flugzeuge hätten mehrere Angriffe auf Rebellengebiete geflogen, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte gestern. Die radikale Miliz Ahrar al Scham meldete, Rebellen hätten einen Angriff regimetreuer Kräfte abgewehrt.

Regimeanhänger kontrollieren den Westen der geteilten Stadt. Regimegegnern war es Anfang des Monats gelungen, die Versorgungsroute freizukämpfen, nachdem die Rebellengebiete zuvor von der Außenwelt abgeschnitten waren. Weil kaum noch Nachschub in den Ostteil der Stadt kommt, herrscht dort akuter Mangel an Trinkwasser, Lebensmitteln und medizinischem Material. Auch die Stromversorgung ist notdürftig.

Zugleich kamen bei einem Granatenangriff von Rebellen auf Gebiete unter Kontrolle des Regimes sieben Menschen ums Leben. Neun Menschen seien verletzt worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Sana.

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef warnt vor einem "stillen Tod" von Kindern in Aleppo durch den akuten Wassermangel. In dem von Regierungstruppen umzingelten Ostteil gebe es nur noch Wasser aus Brunnen, sagte Unicef-Sprecher Rudi Tarneden dem Evangelischen Pressedienst. Im Westteil sei fließendes Wasser komplett ausgefallen. Nach Auskunft des Franziskanerpaters Firas Lufti, der für die Hilfsorganisation Misereor in Aleppo ist, sind die Menschen drei bis vier Stunden für Wasser unterwegs. Weil die Versorgungsroute immer wieder blockiert oder sehr gefährlich zu befahren sei, könnten Familien mit Kindern die Stadt nicht verlassen. "Hier lebt man wie in einem großen Gefängnis", sagte Lufti der Katholischen Nachrichten-Agentur. Den ohnehin schon schlecht ernährten Kindern drohe bei den hohen Tagestemperaturen Dehydrierung, viele litten unter Durchfall. Wenn sie dann auch noch verschmutztes Wasser trinken, könne dies zum Tod führen.

Im syrischen Bürgerkrieg weitet Russland seine Luftangriffe von einem Stützpunkt im verbündeten Iran aus. Jagdbomber vom Typ Su-34 seien gestern von der Basis Hamadan im Westen des Irans zu Angriffen auf die Terrormiliz Islamischer Staat gestartet, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Am Dienstag war bekannt geworden, dass Russland auch Bomber des Typs Tu-22 M3 vom Iran aus nach Syrien geschickt hat. Dadurch erhöht die russische Luftwaffe ihre Schlagkraft im Kampf gegen den IS in Syrien.

(RP)
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