Persönlich Sebastian Edathy . . . holt zum Gegenschlag aus

Sebastian Edathy ist wieder da. Nachdem sich der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete monatelang im Ausland versteckt hatte, wird er an diesem Donnerstag nach Berlin zurückkehren. Er will vor dem Bundestagsausschuss aussagen, der sich seit Monaten bemüht, die Vorgänge im Herbst 2013 nach der Bundestagswahl aufzuklären. Eine der Hauptfragen: Wurde der 45-Jährige gewarnt, dass das Bundeskriminalamt (BKA) gegen ihn wegen Besitzes von Kinderpornografie ermittelte? Jetzt hat Edathy einen Vorgeschmack auf das gegeben,was Donnerstag folgen könnte: Er hat den Mainzer Bundestagsabgeordneten und früheren innenpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion,Michael Hartmann, als angeblichen Informanten belastet. Hartmann hätte ihn während eines Parteitreffens in Leipzig in einem persönlichen Gespräch über die Erkenntnisse des Bundeskriminalamtes informiert. Hartmann habe gewusst, dass dem BKA eine Liste deutscher Kunden - unter ihnen auch Edathy - vorlag, die bei einer kanadischen Firma Bilder und Filme nackter Kinder bestellt hatten. Hartmann und das BKA bestreiten das.

Edathy war bis zum vergangenen Herbst ein aufsteigender Stern in der SPD. Der studierte Soziologe, Sohn eines Inders und einer Deutschen, hatte sich als Vorsitzender des Untersuchungsausschusses zur rechtsterroristischen Gruppe NSU viel Ansehen erworben. Viele hatten ihm in der großen Koalition einen Staatssekretärsposten zugetraut. Er ging leer aus, da der damalige Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) während der Koalitionsverhandlungen SPD-Parteichef Sigmar Gabriel über die Ermittlungen gegen Edathy informierte. Edathy sieht sich an den Pranger gestellt. In seinen Augen handelt es sich nicht um kinderpornografisches Material. Das allerdings wird ein Gericht in Niedersachsen ab Februar entscheiden müssen. Vorher will er aber in Berlin für Aufsehen sorgen.

Joris Hielscher

(RP)
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