Persönlich Sebastian Edathy . . . rechtfertigt sich im arabischen Exil

Noch vor drei Jahren war Sebastian Edathy ein profilierter SPD-Innenpolitiker, leitete mit Anfang 40 den Untersuchungsausschuss zum NSU-Terror, bekam Respekt. Heute versteckt er sich mit einem Hund und drei zugelaufenen Katzen in einem Haus am "Rande einer arabischen Stadt", wie im Magazin der "Süddeutschen Zeitung" zu lesen ist. Heribert Prantl, Mitglied der SZ-Chefredaktion, besuchte Edathy dort. Als Beweggrund gab er an: "Mich hat interessiert, wie lebt jemand, der vollkommen aus seinem Leben gestürzt ist.

" Edathy hatte im Februar 2014 überraschend sein Bundestagsmandat niedergelegt, Staatsanwälte ermittelten wegen des Verdachts auf Besitz kinderpornografischen Materials. Der heute 45-Jährige gab zu, Nacktfilme von Jungen bestellt zu haben, stritt aber ab, sich strafbar gemacht zu haben. Es folgte eine aufgeregte Debatte um Edathys kühles, hochnäsiges Auftreten, Entrüstung schlug der Justiz entgegen, als das Verfahren gegen eine Geldauflage von 5000 Euro eingestellt wurde.

Eine Entschuldigung gab der niedersächsische Berufspolitiker nie ab. Vielmehr ließ Edathy Fragen zum verschwundenen Laptop offen, auf dem Ermittler strafbares Material vermuteten. Prantl schreibt dazu nichts. Er zeichnet das Bild eines Aussätzigen in einem "freiwillig-unfreiwilligen Gefängnis", der in Finanznot ist, als unschuldig gelten muss, Morddrohungen erhält und in der Heimat keine Zukunft hat. Und Edathy, der viel auf Facebook bekannt gibt (etwa seine Verlobung), nutzt die Bühne.

Er sagt, die Filme habe er aus "fehlgeleiteter Neugier" gekauft. Es sei unnötig und falsch gewesen. Vielleicht sei er "strukturell generell ein Borderliner", zitiert Prantl den Pastorensohn. Er sei aber "eindeutig nicht pädophil", sagt Edathy. Und: Er habe legal gehandelt, eine Veröffentlichung dessen habe es nicht geben dürfen. An seiner Haltung änderte er im Exil also nichts.

(RP)
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