Persönlich Silke Maier-Witt . . . zeigt sehr, sehr späte Reue

Hier RAF. Wir haben nach 43 Tagen Hanns Martin Schleyers klägliche und korrupte Existenz beendet." Knapp und kaltschnäuzig übermittelte Silke Maier-Witt die Nachricht von der Ermordung des entführten Arbeitgeberpräsidenten durch ihre Gesinnungsgenossen in der Rote Armee Fraktion mit einem Anruf bei der Deutschen Presse-Agentur. Das war am Mittwoch, dem 19. Oktober 1977, um 16.21 Uhr. Mehr als vier Jahrzehnte sollte es dauern, bis die ehemalige Terroristin ein Wort der Entschuldigung über ihre Lippen bringen würde. Jetzt ist es tatsächlich geschehen: Silke Maier-Witt, inzwischen 67, hat sich in Skopje mit Schleyers jüngstem Sohn Jörg (63) getroffen und ihm Folgendes gesagt: "Es klingt so platt. Aber ich möchte erst einmal um Verzeihung bitten. Es hilft nicht viel, aber ich denke, dass ich immer ausgewichen bin, mich dem zu stellen." Der Appell an die damaligen Täter, 40 Jahre nach dem "Deutschen Herbst" ihr Schweigen zu brechen, war von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gekommen. Die "Bild"-Zeitung hatte Maier-Witt in der mazedonischen Hauptstadt ausfindig gemacht und das Treffen vermittelt.

Die ehemalige Medizinstudentin hatte

damals die Fahrwege des Arbeitgeberpräsidenten ausgekundschaftet und die Tonbänder der RAF-Verhöre mit ihrer Geisel abgeschrieben. Sie selber habe Schleyer aber nie gesehen, beteuerte Maier-Witt nun. 1979 tauchte sie in der DDR unter, war inoffizielle Mitarbeiterin der Stasi, wurde nach der Wende enttarnt und 1991 wegen Mordes zu zehn Jahren Haft verurteilt. Doch schon 1995 war sie wieder auf freiem Fuß, ging als Friedensfachkraft einer Hilfsorganisation auf den Balkan und lebt heute als Rentnerin am Stadtrand von Skopje.

Ob Jörg Schleyer die späte Entschuldigung angenommen hat, ist nicht überliefert. Nur seine Worte: "Ich glaube die Überwindung zu spüren, die Sie dafür aufbringen."

(RP)
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