Rom Sorgen um Papst Franziskus

Rom · Spekulationen um den Gesundheitszustand des Papstes machten die Runde: Ein Tumor sei schon vor Monaten festgestellt worden. Aus seinem Umfeld heißt es, die Meldung sei ein Versuch, seine Autorität zu untergraben.

Leutselig und gut gelaunt wie immer ließ sich Franziskus am Mittwoch bei der wöchentlichen Generalaudienz auf dem Papamobil stehend über den Petersplatz chauffieren. Der Auftritt des 78-Jährigen wurde diesmal besonders genau beobachtet, weil über Nacht schlechte Nachrichten über den Gesundheitszustand des Papstes die Runde gemacht hatten. Die Bologneser Zeitung "Quotidiano Nazionale" berichtete von einem Hirntumor des Papstes. Schon vor Monaten sei dieser festgestellt worden, er sei jedoch gutartig und müsse nicht operiert werden. Die Meldung wurde am Mittwoch von Vatikansprecher Federico Lombardi als "absolut unbegründet" und "völlig unverantwortlich" dementiert. Im Zusammenhang mit der kritischen Phase, in der sich die katholische Kirche befindet, erregte der Zeitpunkt der Veröffentlichung Aufmerksamkeit: Am Sonntag geht die Bischofssynode im Vatikan zu Ende. Ein Endbericht mit Empfehlungen an den Papst soll am Samstag von den Bischöfen abgestimmt werden.

Im Vorfeld war die Rede von einem Grundsatzpapier, in dem eine offenere Haltung der Kirche ausgedrückt werden könnte. Nach den Beratungen erwarten die meisten Bischöfe keine Aufsehen erregenden Veränderungen. Insbesondere die reformorientierten Synodenteilnehmer setzen nun alle Hoffnungen auf den Papst. Aus seinem Umfeld verlautete, die Nachricht über seine Erkrankung sei der Versuch, die Autorität des Papstes zu untergraben.

"Die Synode geht zu Ende, aber das wird nicht das Ende sein", sagte der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Mittwoch auf einer Pressekonferenz im Vatikan. Der Papst müsse nach der Synode eine Entscheidung darüber treffen, "was er tun will". "Synoden können nichts entscheiden", sagte Marx. Meist ließen die Päpste den Beratungen der Bischöfe ein klares lehramtliches Dokument folgen. Wann und ob der Veränderung anstrebende Papst ein Machtwort zum Synoden-Thema Ehe und Familie sprechen wird, ist weiter unklar. In einer Grundsatzrede am vergangenen Samstag hatte Franziskus eine "heilsame Dezentralisierung" angekündigt. Danach könnten umstrittene Einzelfragen von den jeweiligen Bischofskonferenzen vor Ort beantwortet werden.

Die Beratungen auf der Synode haben bislang kein eindeutiges Ergebnis in den umstrittenen Fragen erbracht. Einige Sprachzirkel hoben die katholische Lehre mit dem Grundsatz der Unauflöslichkeit der Ehe hervor und forderten ein Beharren auf der gegenwärtigen Disziplin. Die deutsche Sprachgruppe schließt eine Zulassung zur Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene nicht kategorisch aus.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort