Córdoba Spaniens Kirche fürchtet die Enteignung der Mezquita von Córdoba

Córdoba · Um die imposante Moschee-Kathedrale Mezquita im südspanischen Córdoba ist ein Streit entbrannt: Die katholische Kirche hatte das Bauwerk, eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Spaniens, 2006 gegen eine Gebühr von 30 Euro als ihr Eigentum registrieren lassen. Dieser Vorgang blieb jahrelang unbemerkt, bis nun eine Bürgerinitiative Protest erhob.

Sie sieht in der Eintragung des Sakralgebäudes als Eigentum der Kirche eine "widerrechtliche private Aneignung eines öffentlichen Guts". Die Initiative verlangt, die Mezquita in staatlichen Besitz zu überführen. Sie sammelte für ihr Anliegen in wenigen Tagen mehr als 100 000 Unterschriften. Die Regionalregierung von Andalusien, eine Koalition von Sozialisten und Vereinter Linker, lässt in einem Rechtsgutachten prüfen, ob eine Überführung des architektonischen Juwels in staatliches Eigentum möglich ist.

"Die andalusische Regierung will die Mezquita enteignen", titelte die rechtsliberale Online-Zeitung "Libertad Digital". Der Bischof von Córdoba, Demetrio Fernández, hüllt sich zu dem Zwist bisher in Schweigen. Das Domkapitel äußerte sich "überrascht" vom Vorgehen der Regionalregierung: Die Kirche verwalte den Gebäudekomplex seit fast 800 Jahren, und nie sei ihr Eigentum infrage gestellt worden.

Córdoba war im 10. Jahrhundert, als weite Teile der iberischen Halbinsel unter maurischer Herrschaft standen, die Hauptstadt eines Kalifats. Die Moschee wurde ständig erweitert und zur bedeutendsten islamischen Pilgerstätte im Westen. Nach Rückeroberung der Stadt durch die Christen wurde sie in ein katholisches Gotteshaus umgewandelt. Im 16. Jahrhundert ließ Kaiser Karl V. im Säulenwald des riesigen Betsaals eine Kathedrale errichten.

Die Bürgerinitiative hält dem Bistum vor, das Bauwerk vor allem als katholisches Gotteshaus zu präsentieren und muslimische Elemente zurückzudrängen. Der Begriff "Mezquita" (das spanische Wort für Moschee) verschwand aus der offiziellen Bezeichnung, das Bauwerk heißt nur noch "Kathedrale". Damit bringe die Kirche den Titel des Weltkulturerbes in Gefahr, den die Unesco der Mezquita 1984 zusammen mit der Altstadt Córdobas verliehen hatte, meinte die Bürgerinitiative.

Juristen geben der Kirche recht: Nach der Rückeroberung 1236 habe König Ferdinand III. die Mezquita dem Bistum übergeben. Das entspreche auch geltendem Gesetz.

(dpa)
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