SPD-Erfolg mit Placebo

Für Martin Schulz und die SPD scheint es derzeit kein Halten mehr zu geben. Jetzt sind die Sozialdemokraten nach mehr als zehn Jahren sogar im ARD-Deutschlandtrend an der Union vorbeigezogen. Darüber dürfen sich die Genossen - nach jahrelanger Umfragen-Schmach - zumindest für einen Augenblick uneingeschränkt freuen.

Damit der süße Wein des Erfolgs aber nicht gleich zu Kopf steigt, gehört schnell etwas Wasser hineingegossen: Denn Schulz' Ankündigung, die Agenda-Reformen teils zurückzudrehen, ist in Wahrheit nichts weiter als eine Placebo-Pille. Pünktlich zu Beginn seiner Tour durch den Osten der Republik (wo es viele Agenda-Gegner gibt) schlägt Schulz vor, dass Arbeitslose länger Arbeitslosengeld I bekommen sollen - und erntet dafür, welch Überraschung, die Zustimmung der Mehrheit. Bei näherer Betrachtung fällt jedoch auf, dass es lediglich um wenige Monate gehen wird. Den Betroffenen wäre damit im Zweifel nicht geholfen, im Wahlkampf aber klingt es für viele toll. Einziger Wermutstropfen für die SPD: Die Werte reichen weiterhin nicht für ein rot-rot-grünes Bündnis.

(jd)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort