SPD-Fraktionschef Oppermann "Bei uns säße Erdogan im Gefängnis"

Berlin · Der Kölner Schriftsteller Akhanli ist in Spanien wieder frei, doch die Tonlage zwischen Deutschland und der Türkei verschärft sich. SPD-Fraktionschef Oppermann attackiert Erdogan. Merkel-Herausforderer Schulz fordert auch von der Kanzlerin ein härteres Auftreten.

SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann (Archiv).

SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann (Archiv).

Foto: dpa, mkx

"Je wilder Erdogan rhetorisch um sich schlägt, desto deutlicher müssen wir machen: Erdogan ist nicht die Türkei", sagte SPD-Chef Martin Schulz unserer Redaktion. "Es ist gut, dass der Bundesaußenminister Klartext gegenüber Herrn Erdogan spricht", sagte der Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten. "Ähnlich klare Worte hätte ich mir auch von der Kanzlerin gewünscht. Erdogans Willkür trifft Unschuldige und isoliert sein Land und schadet seinem Volk."

SPD-Bundestagsfraktionschef Thomas Oppermann sagte der "Passauer Neuen Presse", der türkische Präsident zerstöre Demokratie und Rechtsstaat in seinem Land. "Würde einer mit seinen politischen Methoden in Deutschland arbeiten, säße er nicht an der Spitze der Regierung, sondern im Gefängnis", fügte Oppermann hinzu.

Zuletzt hatte sich der türkische Präsident auch in den Bundestagswahlkampf eingemischt und Deutschtürken aufgerufen, am 24. September nicht für SPD, CDU oder Grüne zu stimmen. Bundesaußenminister Gabriel sagte, dass er sich eine Einmischung Erdogans hierbei verbitte. Der türkische Präsident entgegnete: "Wer sind Sie, dass Sie mit dem Präsidenten der Türkei reden? Beachten Sie Ihre Grenzen!"

Akhanli muss vorerst in Spanien bleiben

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warf der türkischen Regierung in einer RTL-Sendung einen Missbrauch der internationalen Polizeibehörde Interpol vor. Die Türkei hatte darüber die Festnahme Akhanlis beantragt.

Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte am Samstag mit seinem spanischen Kollegen telefoniert, um eine Auslieferung Akhanlis an die Türkei zu verhindern. Das Verfahren gegen Akhanli kann in Spanien aber noch Wochen dauern.

(RP)
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