Düsseldorf/Brüssel Spur des Terrors führt nach Düsseldorf

Düsseldorf/Brüssel · Ein 28-jähriger mutmaßlicher Salafist wurde festgenommen. Er soll Kontakt zu den Attentätern von Brüssel gehabt haben. Unter den Opfern der Anschläge vom Dienstag ist auch eine Frau aus Aachen.

Anti-Terror-Einsatz in Bilk
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Foto: Hans-Juergen Bauer

Auf der Suche nach den Hintermännern der Anschläge von Brüssel haben die Ermittler auch im Rheinland zugeschlagen. Im Düsseldorfer Stadtteil Bilk wurde am Donnerstag der deutsche Staatsbürger Samir E. festgenommen. Der Haftbefehl sei wegen Bandendiebstahls vollstreckt worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit; gegen den 28-Jährigen werde aber auch "wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat" ermittelt. Gestern durchsuchten Beamte die Wohnung des Mannes. Das Landeskriminalamt richtete eine Ermittlungskommission ein. Samir E. sollte noch gestern dem Haftrichter vorgeführt werden.

Der Mann gilt als Salafist. Offenbar war er im Sommer 2015 im Grenzgebiet zwischen der Türkei und Syrien unterwegs, wurde aber dort von den türkischen Behörden aufgegriffen und nach Amsterdam zurückgeschickt, dem Ausgangspunkt seiner Reise. Auch der Attentäter vom Brüsseler Flughafen, Ibrahim El Bakraoui, wurde zu dieser Zeit aus der Türkei in die Niederlande abgeschoben - und zwar gemeinsam mit einem Deutschen. Das geht aus einer Antwort des niederländischen Sicherheits- und Justizministeriums an das Parlament hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach flogen beide Männer am 14. Juli 2015 von Istanbul nach Amsterdam. Die Türkei informierte die niederländische und die deutsche Regierung in jeweils getrennten kurzen Schreiben über die Rückreise der Männer nach Amsterdam. Die niederländische Notiz, die unserer Redaktion ebenfalls vorliegt, enthält keine Hinweise auf die Gefährlichkeit der Männer.

Wegen des Schreibens der niederländischen Regierung wurden offenbar auch die deutschen Behörden hellhörig und bereiteten den Zugriff in Düsseldorf vor. Nach Informationen unserer Redaktion telefonierte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) mit NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Donnerstag über die Gefährder. Dass sich El Bakraoui und E. kannten, sei "bislang eine Vermutung", sagte CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach unserer Redaktion: "Aber dass sich die potenziellen Dschihadisten in der salafistischen Szene kennen, davon können wir ausgehen." Das gelte insbesondere für diejenigen, die nach Syrien reisen wollten, um dort für den Islamischen Staat zu kämpfen.

Auch in Gießen wurde ein 28-Jähriger festgenommen. Nach Informationen des "Spiegel" enthält eine Kurznachricht in seinem Mobiltelefon den Namen des U-Bahn-Attentäters von Brüssel, Khalid El Bakraoui. Eine weitere Nachricht enthielt nur das Wort "fin" - französisch für "Ende". Sie wurde offenbar am Dienstag um 9.08 Uhr gesendet - drei Minuten vor der Explosion.

Bei den Anschlägen in Brüssel starben insgesamt 31 Menschen; rund 300 wurden verletzt. Unter den Toten ist auch eine Frau aus Aachen, wie die Polizei gestern bestätigte. Der Ehemann der jungen Frau liege mit schweren Verletzungen in einem Brüsseler Krankenhaus, sagte ein Sprecher der Polizei Aachen.

In Belgien gingen die Polizeiaktionen weiter. Insgesamt wurden gestern drei Personen festgenommen; zwei seien dabei am Bein verletzt worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. In der Brüsseler Gemeinde Schaerbeek hatte ein Verdächtiger nach Informationen des Senders RTBF einen Rucksack oder einen Koffer mit Sprengstoff dabei. Während der Razzia habe es drei Explosionen gegeben. Es habe sich um kontrollierte Sprengungen gehandelt, sagte der Bürgermeister von Schaerbeek, Bernard Clerfayt. Bereits in der Nacht zu gestern hatte es Razzien gegeben, bei denen sechs Verdächtige festgenommen wurden. Drei waren allerdings gestern wieder auf freiem Fuß.

Das französische Innenministerium teilte mit, einen Anschlagsplan im "fortgeschrittenen Stadium" vereitelt zu haben. In einem Pariser Vorort wurde ein Terrorverdächtiger festgenommen, der nach Medienberichten Verbindungen zu Abdelhamid Abaaoud hatte, dem mutmaßlichen Planer der Pariser Anschläge vom November.

Angesichts der Vernetzung der Terroristen forderte Innenstaatssekretär Günter Krings (CDU) bessere Überwachung von Reisenden: "Wenn über weitere Visaerleichterungen nachgedacht wird, dann ist eine lückenlose und vernetzte Registrierung der ein- und ausreisenden Personen im Schengenraum dringend nötig." Es sei überfällig, die Flugdaten der EU zu speichern, um Reisebewegungen von Terroristen nachvollziehen zu können.

(RP)
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