Wissenschaftlicher Modellversuch: Städte wollen Heroin ausgeben

Hannover (rpo). Noch in diesem Jahr wollen sieben deutsche Städte im Rahmen eines ersten wissenschaftlichen Modellversuches Heroin an Süchtige ausgeben. Insgesamt sollen 560 Suchtkranke Heroin bekommen, 560 Abhängige einer Kontrollgruppe erhalten Methadon, sagte der Drogenbeauftragte von Hannover, Alfred Lessing.

Hannover (rpo). Noch in diesem Jahr wollen sieben deutsche Städte im Rahmen eines ersten wissenschaftlichen Modellversuches Heroin an Süchtige ausgeben. Insgesamt sollen 560 Suchtkranke Heroin bekommen, 560 Abhängige einer Kontrollgruppe erhalten Methadon, sagte der Drogenbeauftragte von Hannover, Alfred Lessing.

An dem Modellversuch wollten sich neben Hannover auch die Städte Hamburg, Frankfurt, Karlsruhe, Köln, Bonn und München beteiligen. Die Städte Berlin, Düsseldorf, Essen und Saarbrücken seien dagegen aus finanziellen Gründen oder wegen eines Wechsels der politischen Mehrheiten aus dem Versuch ausgeschieden, sagte Lessing. Mit einem positiven Votum der Ethikkommission der zuständigen Hamburger Ärztekammer und mit einer anschließenden Genehmigung des als Arzneimittelstudie angelegten Versuchs rechne er noch im Sommer.

An dem Modellversuch könnten nur Abhängige teilnehmen, die mindestens 23 Jahre alt seien, seit mindestens 5 Jahren opiatabhängig und die täglich intravenös Heroin konsumierten, sagte Lessing weiter. Mit der Studie solle überprüft werden, ob die Behandlung mit Heroin gegenüber der Abgabe von Methadon Vorteile biete. Der Modellversuch richte sich an Patienten, die von den Therapieangeboten bilang nicht erreicht worden seien oder die man nicht habe adäquat behandeln können.

Der Drogenbeauftragte der Stadt Hannover hob hervor, dass die Teilnehmer des Versuchs keinesfalls auf einfache Weise Heroin bekommen würden. Es handele sich um ein klar strukturiertes Projekt, das für viele Abhängige nicht leicht zu bewältigen sein werde. Während der zwei Jahre, auf die der Versuch angelegt sei, solle nicht nur der Gesundheitszustand der Abhängigen verbessert werden, sondern das Projekt habe auch einen Einstieg in den Ausstieg aus der Drogensucht zum Ziel. Die Abhängigen sollten ihre Dosis über einen längeren Zeitraum reduzieren oder auf andere Medikamente umsteigen.

(RPO Archiv)
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