Persönlich Stefan Pichler . . . soll ab heute Air Berlin retten

Gerissen um den neuen Job hat sich Stefan Pichler wahrlich nicht. Seit heute leitet er zwar Deutschlands zweitgrößte Fluglinie, Air Berlin, doch die Position hatte er 2012 noch abgelehnt: "Ich glaube nicht, dass ich in diese deutsche Welt hineingepasst hätte. Ich bin wahrscheinlich den deutschen Konzernsoldaten aufgrund meiner persönlichen Unabhängigkeit etwas suspekt." Tatsächlich kommt Pichler von ganz weit her, wenn er nun bei Air Berlin endlich für bessere Zahlen sorgen soll. Seit mehr als zehn Jahren arbeitete er in den Golfstaaten und im Pazifikraum als Luftfahrtmanager, nachdem er 2003 als Leiter des Tourismuskonzerns Thomas Cook hatte gehen müssen - zuletzt leitete er die Fluglinie Fiji Airways mit nur sieben Jets.

Air Berlin hat dagegen mehr als 100 Maschinen und ist wegen des Preiskrieges in der Branche Sanierungsfall geworden. Pichler wird der notwendige Ehrgeiz zugesprochen, das Unternehmen voranzutreiben: Vor 15 Jahren wäre er beinahe Chef von Lufthansa geworden - da ist es verlockend, nun die Nummer Zwei zum Erfolg zu führen. Etwas ungewöhnlich, aber auch sympathisch ist dabei, dass der 57-Jährige sich in den vergangenen Jahren zunehmend als Anhänger einer entspannteren Lebensweise geoutet hat. So erzählte der begeisterte Taucher einmal, keineswegs immer viel arbeiten zu wollen: "Ich will das eigentlich nicht mehr machen, dass ich von sieben Tagen fünf bis sechs im Flieger sitze." Jetzt also Air Berlin. Pichler muss entscheiden, wie eng er das Netz mit dem des wichtigsten Eigentümers Etihad aus Abu Dhabi zusammenführt. Er muss auch entscheiden, wie er das Geschäftsmodell von einerseits Ferienflieger, andererseits Linienflieger zwischen Großstädten zusammenführt. Sowohl seine Vorgänger Hartmut Mehdorn als auch Wolfgang Prock-Schauer gaben auf - Marathonläufer Pichler braucht also nicht nur Ausdauer, sondern auch gute Nerven.

(RP)
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