Berlin Steinmeier und Fabius: Freunde in schwerer See

Berlin · Die beiden Außenminister versuchen, die deutsch-französische Zusammenarbeit zu vertiefen.

Laurent Fabius und Frank-Walter Steinmeier haben in den letzten Monaten so viel Zeit miteinander verbracht, dass der französische Außenminister über seinen deutschen Amtskollegen sagt: "Wenn Frank-Walter nicht mit seiner Frau zusammen war, dann war er mit mir zusammen."

Heiterkeit löste er mit dieser Bemerkung beim demonstrativ gemeinsamen Auftritt vor der Hauptstadtpresse aus. Zuvor hatte es eine Premiere in der Geschichte der Bundeskabinette gegeben: Erstmals hatte ein französischer Außenminister an den vertraulichen Beratungen der deutschen Regierung teilgenommen. Es war der Gegenbesuch für Steinmeiers Mitwirken im französischen Ministerrat, wofür Fabius ihn unlängst nach Paris geholt hatte. Die beiden konnten zudem auf vielen gemeinsamen Reisen, unter anderem in die Ukraine, nach Georgien und Tunesien, ihre vertrauensvolle Freundschaft ausbauen.

Damit sind sie für den viel beschworenen deutsch-französischen Motor das, was die Freundschaft zwischen Nicolas Sarkozy und Angela Merkel vor dem Wahlsieg des Sozialisten François Hollande war: Die Basis für schnelle Verständigungen zwischen Berlin und Paris. Wiederholt haben sich zwar auch die Regierungschefs bemüht, ihr Misstrauen abzubauen. Doch die Liste mit Verständigungsproblemen will einfach nicht kleiner werden. Die französische Defizitpolitik und das europäische Beschäftigungsprogramm kamen jüngst wieder dazu. Dabei wissen nicht nur die Europäer, wie wichtig es für die Krisenbewältigung ist, dass sich Deutschland und Frankreich vorab verständigen. Aktuelle Probleme von der Ukraine bis zum "Islamischen Staat" warten nicht darauf, dass es im deutsch-französischen Verhältnis wieder stimmt.

Umso wichtiger ist die Steinmeier-Fabius-Achse geworden. Sie zogen schon im Winter in Kiew an einem Strang und versuchen nun auch, mit dem Angebot, Drohnen zu entsenden, den Waffenstillstand in der Ost-Ukraine durch eine gemeinsame Initiative zu stabilisieren. Nun wollen sie die Diplomatie stärker verschränken, sich bei der Präsenz von Kleinstbotschaften gegenseitig vertreten und für die Missionen gemeinsame Gebäude suchen.

(may-)
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