Persönlich Stephan Weil . . . kämpft um seine Wiederwahl

Wenn der niedersächsische Ministerpräsident grüßt, ist seine Herkunft gleich eindeutig: "Moin!", sagt Stephan Weil (58) dann kurz und trocken. So begrüßt er den Besucher seiner Homepage. Dort schreibt der SPD-Politiker auch, warum er so gerne in Niedersachsen lebt - nennt unter anderem die tolle Landschaft und die Menschen. Den Bürgern will Weil nun ein Wahlgeschenk machen. Seine neueste Idee: den Reformationstag am 31. Oktober zum festen Feiertag zu erklären. Sehr gewieft: Rund 50 Prozent der Niedersachsen sind Protestanten. Für den zusätzlichen Feiertag müssten sie ihren (katholischen) Ministerpräsidenten bei der Landtagswahl am 15. Oktober lediglich wiederwählen. Danach sieht es für Weil aber derzeit nicht aus.

Das hat wohl weniger damit zu tun, dass er 1980 aus der Kirche ausgetreten ist. Im Landtag hat Weils rot-grüne Koalition keine Mehrheit mehr, seit die Grünen-Abgeordnete Elke Twesten Anfang August zur CDU übertrat. Weil, der vor vier Jahren vom Oberbürgermeister von Hannover zum Regierungschef wurde, hatte die Ruhe bewahrt, obwohl er im Urlaub von dem Fraktionswechsel erfuhr. In den Umfragen zur niedersächsischen Landtagswahl 2017 aber liegt die CDU mit Herausforderer Bernd Althusmann nun mit 37 Prozent deutlich vorne in der Wählergunst - rund fünf Prozentpunkte vor der SPD, der damit das nächste Debakel droht.

Anders als bei seinem Lieblings-Fußballklub Hannover 96 läuft es für Weil also gerade eher schlecht. Genau wie für VW, wo Weil im Aufsichtsrat sitzt. Dabei hätte der leidenschaftliche Marathonläufer seinen Amtsantritt 2013 wohl zu gern als Start für einen Dauerlauf als Ministerpräsident gesehen. Der Teamwechsel von Twesten, der Vorwurf, Weil habe sich eine Rede zum Dieselskandal von VW umschreiben lassen, und sein Einsatz für längere AKW-Laufzeiten machen ihn nun aber zum unfreiwilligen Hürdenläufer. Jessica Balleer

(RP)
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