Kampf um Anerkennung von Sprache und Kultur Stichwort: Bretonische Nationalisten

Paris (AP). Um bretonische Nationalisten, die der französischen Polizei zufolge hinter dem Anschlag auf ein McDonald's-Restaurant in der Nähe von Dinan stecken, war es jahrelang still. Nach mehrjähriger Pause meldete sich die Revolutionäre Bretonische Armee (ARB) - die Untergrundorganisation der Nationalisten - 1998 mit einem Anschlag auf das Rathaus im ostfranzösischen Belfort zurück, wo Innenminister Jean-Pierre Chevenement Bürgermeister ist.

Der Vorfall markiert nach Ansicht der Ermittler den Beginn einer neuen Phase des bewaffneten Kampfes der ARB: Anschläge werden nicht mehr nur auf staatliche Einrichtungen in der Bretagne verübt, sondern auch auf Orte mit symbolischer politischer Bedeutung. Dazu gehört auch ein Anschlag im Juni 1999 auf das Finanzamt in Cintegabelle in Mittelfrankreich, dem Wahlkreis von Premierminister Lionel Jospin.

Die Namen ARB und FLB (Befreiungsfront der Bretagne) tauchten 1963 erstmals auf. Aber erst 1969 gründete sich die FLB offiziell als legale Organisation; die ARB existiert seit 1971 als eine Art Kampftruppe der FLB und ihrer Nachfolgeorganisationen. In den 70er und 80er Jahren verübte die ARB knapp 300 Anschläge. Dabei gab es zwei Tote - 1976 und 1985 kamen zwei Bombenleger ums Leben.

Nach dem Anschlag in Belfort bekannte sich die ARB zu einer Serie kleinerer Attentate in den Jahren 1998 und 1999. Die Anschläge häuften sich nach dem Überfall auf das Unternehmen Titanite in Plevin in der Bretagne im September 1999: Dabei stahl eine Gruppe bewaffneter Männer zehn Tonnen Dynamit, 5.800 Zünder und zehn Kilometer Zündschnur. Den Ermittlungen zufolge handelte es sich um eine Gemeinschaftsaktion bretonischer und baskischer Nationalisten; ein Teil des gestohlenen Dynamits wurde sicher gestellt.

Der Anschlag auf die McDonald's-Filiale wäre der erste auf eine privatwirtschaftliche Einrichtung. Von dem Vorfall, der ein Todesopfer forderte, haben sich alle gemäßigten bretonischen Nationalistengruppen distanziert. Auch die Bewegung Emgan, die als politischer Flügel der ARB gilt, verurteilte die Tat. Die bretonischen Nationalisten kämpfen für mehr Eigenständigkeit ihrer Region sowie die Anerkennung der bretonischen Sprache und Kultur.

(RPO Archiv)
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