Straßenkarneval, zweiter Anlauf

Karneval ist eine ernste Angelegenheit. Da bleibt kaum etwas dem Zufall überlassen. Schon gar nicht der Termin. Gefeiert wird vor Aschermittwoch — und nicht danach. Schließlich folgt dem Karneval die Fastenzeit.

Deshalb haben Gardisten und andere Prunkkarnevalisten ab Aschermittwoch Kostümverbot, darf selbst der Prinz sein Ornat nicht mehr überziehen. Das Helau muss ihm im Hals stecken bleiben. Ausgelassenes närrisches Feiern ist erst ab dem Elften im Elften wieder gestattet. Wenn jetzt allen Ernstes über einen Ersatztermin für den ausgefallenen Rosenmontagszug nachgedacht wird, ist das gegen jede Tradition. Aber warum eigentlich?

Brauchtum darf nicht zum reinen Event verkommen, das beliebig, ohne Sinn und Verstand gefeiert wird. Es muss dem Ersatz-Karneval aber nicht zwangsläufig an Sinn und Verstand fehlen. Es gibt hunderttausend, sogar eine Million gute Gründe, den Zoch nachzuholen. Denn so vielen Menschen ist — zum Beispiel in Düsseldorf — das närrische Treiben ein Grundbedürfnis. Daher die rheinisch-flexible Lösung: Nicht nur der Zoch wird verschoben, auch der Beginn der Fastenzeit wandert mit auf einen neuen Termin. Wie viele Jecke daran dann auch teilnehmen, bleib ihnen überlassen. Rheinisch eben.

(RP)
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