Streik soll heute NRW lahmlegen

Düsseldorf Heute erreicht die zweite Streikwelle im öffentlichen Dienst NRW. Es betrifft vor allem der Personennahverkehr, also Busse, U- und Straßenbahnen. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi soll der Verkehr in den Ballungsräumen Düsseldorf und Köln sowie im Ruhrgebiet für 24 Stunden zum Erliegen kommen. Informationen bekommen Pendler unter 01803 504030 (neun Cent pro Minute aus dem Festnetz, für den Mobilfunk maximal 42 Cent pro Minute). Nicht betroffen sind die Züge der Deutschen Bahn und privater Verkehrsunternehmen.

Der Landesbetrieb Straßen NRW rechnet nicht mit einem Verkehrschaos. Zwar könnte es an neuralgischen Punkten wie dem Kölner Ring oder der A 40 zu Beeinträchtigungen kommen: "Dort reichen schon minimale Ausschläge, etwa ein leichter Auffahrunfall, um für Staus zu sorgen", sagte ein Sprecher von Straßen NRW. Allerdings sei es beim ersten Warnstreik nur vereinzelt zu solchen Störungen gekommen.

Auch für das DFB-Pokalspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem FC Bayern rechnet Straßen NRW nicht mit Staus. Zudem haben Verdi und der Verkehrsbetrieb NEW sich darauf geeinigt, dass die Pokal-Shuttle-Busse von den Streiks ausgenommen werden: "Wir haben 70 Busse für den Shuttle-Dienst im Einsatz, 50 davon sind große Gelenkbusse", sagte eine NEW-Sprecherin – "doppelt so viele wie bei einem Bundesligaspiel."

Auswirkungen des Streiks werden Eltern spüren, deren Kinder in eine städtische Kita gehen. Laut Verdi sind die Betroffenen rechtzeitig informiert worden. Gestreikt wird zudem in Behörden, Jobcentern, kulturellen Einrichtungen, Kliniken, Pflegeheimen und bei Entsorgern.

Verdi-Chef Frank Bsirske verteidigte noch einmal den frühen Zeitpunkt der Streiks: "Das dient im Grunde der Beschleunigung einer Einigung", sagte er im SWR. Dieses Argument will Hagen Lesch, Tarifexperte vom Institut der deutschen Wirtschaft, nicht gelten lassen: "Die Warnstreiks treffen in erster Linie Dritte, also die Bürger, und weniger die Arbeitgeber. Es handelt sich deshalb um reine Symbolpolitik. Ein früherer Abschluss wird dadurch nicht erreicht."

Unterdessen schüren weitere Äußerungen Bsirskes die Sorge vor einem langen Tarifkonflikt. Mit Blick auf die nächsten Verhandlungen Ende kommender Woche sagte er: "Alles deutet darauf hin, dass es die letzte Verhandlungsrunde sein wird." Entweder komme es zu einer Einigung oder man werde zur Urabstimmung aufrufen. Unbefristete Streiks wären dann möglich. Eine Schlichtung sei von allen Seiten bereits ausgeschlossen worden, sagte Bsirske. Dem widersprachen die Arbeitgeber. Sollten die Gespräche tatsächlich scheitern, wollen sie einseitig die Schlichtung anrufen. Dann würde zumindest für den Zeitraum des Verfahrens eine Friedenspflicht gelten.

(RP)
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