118 Beamte in 30 Jahren im Dienst getötet Studie: Gewalt gegen Polizisten wächst

Berlin (rpo). Einer neuen Studie zufolge herrschen in Deutschland keine "amerikanischen Verhältnisse", aber die Gewalt gegen Polizisten nimmt zu. In den vergangenen 30 Jahren seien 118 Polizisten im Dienst durch einen Angriff getötet worden. Das Risiko in den USA sei zehnmal höher.

Das geht aus einer Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen im Auftrag der Innenministerkonferenz hervor, die am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Danach hat es allein zwischen 1985 und 2000 insgesamt 747 Angriffe auf Beamte mit Tötungsvorsatz gegeben.

Von "amerikanischen Verhältnissen" könne trotzdem keine Rede sein. Das Risiko eines Polizisten, gewaltsam zu Tode zu kommen, lag den Ergebnissen der Untersuchung zufolge während der 90er Jahre in den USA um das zehnfache höher als in Deutschland.

Die Innenministerkonferenz setzte eine Arbeitsgruppe ein, um mögliche Konsequenzen aus dem Bericht zu prüfen. Die Gewerkschaft der Polizei forderte Verbesserungen der Ausbildung und Ausstattung von Polizisten.

Die meisten Angriffe auf Polizeibeamte ereignen sich laut Studie in eher bürgerlichen Vierteln und erfolgen in 80 Prozent der Fälle völlig überraschend. Opfer waren in der Regel Streifenbeamte, die etwa bei Festnahmen oder beim Verhindern von Fluchten angegriffen wurden. Die Täter seien zu 72 Prozent Deutsche und zu 28 Prozent Ausländer. 94 Prozent seien Männer, in jedem zweiten Fall sei Alkohol im Spiel.

Zwischen 1985 und 1994 war der Studie zufolge eine Zunahme der Angriffe mit Tötungsabsicht auf Polizisten zu beobachten gewesen, danach sei die Zahl der Fälle wieder gesunken. Im Jahr 2000 sei wieder ein Anstieg verzeichnet worden.

Der Einsatz der Schusswaffe von Polizisten gegen Personen ist seit einem Höchststand von 591 Fällen 1992 kontinuierlich auf 199 im Jahr 2000 zurückgegangen. Zwischen 1985 und 2000 sind laut Studie 166 Menschen durch Schüsse von Polizisten ums Leben gekommen.

"Wachsamkeit ist geboten"

Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Bremens Innensenator Kuno Böse, unterstrich, dass die Sicherheit von Polizeibeamten weiter verbessert werden müsse. "Wachsamkeit ist geboten, ohne damit Angst schüren zu wollen", erklärte er.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, sagte, er sehe ein zunehmendes Risiko für Polizeibeamte. Seit Ende der 80er Jahre habe sich die Art der Gewalt gegen Polizisten erheblich gewandelt. "Heute führen schon Routinetätigkeiten des täglichen Dienstes zu tödlichen Angriffen." Als Konsequenz aus der Studie forderte Freiberg eine verstärkte Ausstattung von Beamten mit Schutzwesten, die Einführung des Digitalfunks zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Einsatzkräften und Videoaufzeichnungsanlagen für Streifenwagen.

Die Studie war vor zwei Jahren nach einer Serie von Angriffen auf Polizeibeamte mit Todesfolge von der Innenministerkonferenz in Auftrag gegeben worden. Ausgewertet wurden insgesamt 4.000 Fälle von Übergriffen auf Polizeibeamte. Daneben wurden eine Befragung von mehr als 1.100 Betroffenen und die polizeiliche Statistik zum Schusswaffeneinsatz in der Studie berücksichtigt.

(RPO Archiv)
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